Rucksäcke: Von der Idee zum fertigen Produkt

Rucksäcke: Von der Idee zum fertigen Produkt

Ein Blick hinter die Kulissen
Lesezeit: 15 min.Autor: Stefan Feldpusch

Rucksäcke gehören zu den vielseitigsten und praktischsten Begleitern des Alltags. Ob für den Wanderurlaub in den Alpen, den täglichen Arbeitsweg oder die nächste Fernreise – sie bieten nicht nur Stauraum, sondern auch Komfort und Halt. Doch wie werden diese praktischen Alltagshelfer eigentlich hergestellt? In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf den Herstellungsprozess von Rucksäcken namhafter Hersteller wie z.B. Deuter, Osprey und Tatonka. Eine weitere Frage, die uns in Beratungsgesprächen häufig gestellt wird, ist die, wie Hersteller von Rucksäcken das Volumen eines Rucksacks bemessen. Denn oft, wenn man Rücksackmodelle optisch miteinander vergleicht, ist nicht immer gleich sofort ersichtlich, wie die aufgebrachte Zahl am Rucksack zu erklären ist. Findest Du diese Fragen genauso spannen wie wir? Dann les unbedingt weiter…   

Die Grundidee – was macht einen guten Rucksack aus?

Bevor der Herstellungsprozess eines Rucksacks beginnt, muss zunächst die Frage beantwortet werden, welche Anforderungen der Rucksack erfüllen soll. Ein guter Rucksack sollte leicht, funktional, komfortabel und strapazierfähig sein. Zudem spielt das Design eine entscheidende Rolle. Je nach Verwendungszweck – etwa Trekking, Reisen oder Alltag – unterscheiden sich die Rucksäcke in Größe, Material und Ausstattung. Hersteller wie zum Beispiek Deuter, Osprey und Tatonka haben sich auf unterschiedliche Bedürfnisse spezialisiert und entwickeln ihre Produkte mit den neuesten Technologien und Materialinnovationen.

Der Designprozess – vom Konzept zum ersten Entwurf

Bevor Rucksäcke überhaupt produziert werden können, müssen die Designteams eine funktionale und ansprechende Lösung entwerfen. Hierbei kommen digitale Modellierung und computergestützte Designprogramme zum Einsatz. Besonders bei renommierten Marken wie Deuter und Osprey wird auf ein präzises Design geachtet, das die Bedürfnisse der Zielgruppe widerspiegelt.

Dabei setzen alle auf durchdachte Designs, die speziell auf die Bedürfnisse von Wanderern, Bergsteigern und Radfahrern zugeschnitten sind. Der Entwicklungsprozess beginnt häufig mit einer genauen Analyse des Verwendungszwecks, etwa der Notwendigkeit von viel Stauraum und einer guten Lastenverlagerung beim Trekking. Innovationen wie belüftete Rückensysteme verbessern den Tragekomfort erheblich, während anpassbare Passformen für individuellen Sitz sorgen. Zudem bieten viele Modelle praktische Zusatzfunktionen, darunter abnehmbare Rucksackdeckel oder flexible Möglichkeiten zur Befestigung von Ausrüstung.

Designprozess
Materialzuschnitt

Materialien – was steckt im Rucksack?

Die Wahl der Materialien ist ein zentraler Faktor für die Haltbarkeit und das Gewicht eines Rucksacks. Hier kommen moderne High-Tech-Gewebe und innovative Technologien zum Einsatz. Die wichtigsten Materialeigenschaften eines Rucksacks sind Strapazierfähigkeit, Wasserfestigkeit und Gewicht.

Die Materialien moderner Outdoor-Rucksäcke sind auf Langlebigkeit und Funktionalität ausgelegt. Häufig werden besonders robuste Gewebe verwendet, die eine hohe Abrieb- und Reißfestigkeit aufweisen. Viele Modelle sind zudem mit wasserabweisenden Beschichtungen versehen, um bei Nässe besseren Schutz zu bieten. Neben der Widerstandsfähigkeit achten einige Hersteller auch auf umweltfreundliche Produktion, etwa durch den Einsatz PVC-freier Stoffe oder durch die Verwendung zertifizierter, nachhaltiger Materialien.

Rucksackvolumen – woraus ergibt sich die angebrachte Liter-Zahl?

Um diese Frage zu klären, haben wir die deuter Sport GmbH konntaktiert und deren Expertise geben wir euch hier weiter.

In der Deuter Zentrale in Gersthofen bei Augsburg beschäftigt man sich intensiv mit der Entwicklung und dem Testen der eigenen Rucksäcke. Ein wichtiger Schritt, um das Volumen eines Rucksacks möglichst genau zu ermitteln, ist die Verwendung von Säcken, die in verschiedenen Volumina (z.B. 1, 2, 5 oder 10 Liter) vorliegen. Ähnliche Säcke kennt ihr sicher auch von unseren Rucksack-Anprobe im Laden, wobei wir die Rucksäcke mit Gewichtsäcken befüllen. Diese Säcke werden dann, sobald das gewünschte Rucksackmodell gefertigt wurde, sorgfältig in alle Fächer (Hauptfach, Deckelfach, Seitenfächer) des Rucksacks gefüllt. Wichtig dabei ist, dass man hier sorgfältig arbeitet und das Volumen optimal ausreizt.

Im nächsten Arbeitsschritt werden all diese Säcke wieder herausgenommen, und nebeneinander auf einem Tisch ausgelegt. Jetzt kann die präzise Ermittlung des Rucksackvolumen beginnen. Hat man die alle Säcke und die angegebenen Volumina ermittelt, erhält man das Gesamtvolumen des Rucksacks. Diese Methode ist für die Produktentwicklung von entscheidender Bedeutung.

Ein Beispiel für Deuteres Produktbezeichnung ist der „Trans Alpin 30“. Diese Produktbezeichnung gibt nicht nur aufschluss über die Produktkategorie, in diesem Fall handelt es sich um einen Bike-Rucksack, sondern auch über das spezifische Volumen, das in diesem Fall 30 Liter beträgt. Bei anderen Modellen fügt Deuter sogar ein Zusatzangabe zum Volumen hinzu. Ein BEispiel dafür ist der „Aircontact Lite 50 + 10“. Die Angabe +10 spiegelt das Reservevolumen des Rucksacks wider. In dem man die Zurgurte vom Deckelfach verlängert und den Sack vom Hauptfach vergrößert, erhält man 10 Liter Extravolumen.

Mit freundlicher Unterstützung von Jens, Deuter Gebietsvertreter: Saarland, Rheinland Pfalz & Hessen

Rucksack mit Volumensäcken gefüllt
Hauptfach eines Rucksacks mit Volmensack gefüllt

Der Herstellungsprozess – vom Zuschnitt bis zum fertigen Rucksack

Nachdem die Materialwahl getroffen und das Design entworfen wurde, beginnt die eigentliche Produktion. Zunächst werden die einzelnen Teile des Rucksacks – also Rücken-, Schulter- und Hüftgurte sowie die Taschen – zugeschnitten. Dies erfolgt häufig mit computergestützten Maschinen, die die Teile präzise auf die gewünschten Maße anfertigen.

Im nächsten Schritt wird der Rucksack zusammengebaut. Hierbei kommen Nähmaschinen und teilweise spezielle Maschinen zum Einsatz, um die einzelnen Teile miteinander zu verbinden. Die Nähte sind dabei besonders wichtig, da sie den Rucksack stabil und langlebig machen. Marken wie Deuter und Osprey legen besonderen Wert auf eine hohe Qualität der Nähte, da diese die Belastung und das Tragegefühl direkt beeinflussen.

Nach dem Zusammennähen wird der Rucksack auf seine Funktionalität geprüft. Dazu gehören Tests zur Wasserfestigkeit, Traglast und Strapazierfähigkeit.

Qualitätssicherung – der letzte Schritt vor der Auslieferung

Bevor die Rucksäcke das Werk verlassen, durchlaufen sie einen strengen Qualitätssicherungsprozess. Bei Deuter, Osprey und Tatonka werden die Rucksäcke auf ihre Alltagstauglichkeit hin überprüft. Hierzu gehören nicht nur Tests zur Materialfestigkeit, sondern auch Tests zum Tragekomfort. Dabei werden die Rucksäcke auf verschiedene Körpergrößen und -formen angepasst, um sicherzustellen, dass sie für möglichst viele Menschen geeignet sind.

Ein weiteres wichtiges Element der Qualitätssicherung ist die Prüfung der Rucksäcke auf mögliche Mängel, wie z.B. beschädigte Nähte oder fehlerhafte Reißverschlüsse. Diese werden vor dem Versand ausgemerzt, um eine hohe Kundenzufriedenheit zu gewährleisten.

Materialien werden zusammen genäht
Produktionshalle

Nachhaltigkeit und Innovation – der Weg in die Zukunft

Viele Hersteller wie Deuter, Osprey und Tatonka haben sich auch der Nachhaltigkeit verschrieben und arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung ihrer Produktionsmethoden. Insbesondere Osprey setzt auf recycelte Materialien und nutzt die bluesign®-zertifizierte Produktion, um den ökologischen Fußabdruck ihrer Produkte zu minimieren.

Deuter geht noch einen Schritt weiter und bietet mit dem Green Button eine besonders nachhaltige Linie, bei der auch soziale Standards eingehalten werden. Tatonka setzt auf eine langfristige Haltbarkeit ihrer Rucksäcke, um die Lebensdauer der Produkte zu verlängern und Abfall zu minimieren.

Fazit – Handwerkskunst und Innovation vereint

Die Herstellung eines Rucksacks ist ein komplexer Prozess, der modernste Technologien mit traditioneller Handwerkskunst kombiniert. Marken wie Deuter, Osprey und Tatonka setzen dabei auf hochwertige Materialien, durchdachtes Design und eine hohe Fertigungsqualität. Durch den Einsatz nachhaltiger Materialien und innovative Produktionsmethoden gehen diese Unternehmen den Weg in eine umweltfreundlichere und ressourcenschonendere Zukunft.

Ob für Outdoor-Abenteuer oder den täglichen Weg zur Arbeit – der richtige Rucksack ist ein unverzichtbarer Begleiter, der durch Funktionalität, Komfort und Langlebigkeit überzeugt.

Du willst noch mehr zum Thema Rucksack erfahren? Dann schau gleich mal in unseren Ratgeber 

Stefan Feldpusch

Stefan Feldpusch

Freelancer by doorout.com

Wenn es die Zeit zulässt, bin ich so oft es geht gerne aktiv draußen unterwegs. Egal ob Klettern, Bergsteigen, Wandern, Mountainbiken oder im Winter mit den Langlaufskiern. Im Sommer gerne mit dem Zelt oder dem Caddy-Camper unterwegs und noch dazu seit einigen Jahren Outdoor-Blogger mit Herz auf dem eigenen Blog www.see-you-on-the-outside.de, sowie als Klettertrainer beim DAV aktiv. Als Freelancer im Doorout-Team seit 2017.

Testbericht – Fjällräven Singi 28 Rucksack

Testbericht – Fjällräven Singi 28 Rucksack

Rückhalt auf so vielen Wegen
Lesezeit: 10 min.Autor: Adrian Richter

Gut gepackt und bereit für alles, was der Tag bringt, das ist das Gefühl, das einen durchströmt, wenn man einen hochwertigen Outdoorrucksack über die Schultern zieht. Wer Fjällräven kennt, der weiß meistens auch, was er bekommt.

Und auch diesmal enttäuschen die Schweden nicht, indem sie einen gut durchdachten, robusten und praktischen Rucksack auf den Markt gebracht haben, der die Abenteuerlust weckt und dazu motiviert, einfach rauszugehen und die Natur zu erkunden.

Zahlen, Daten & Fakten

  • Abmessungen: 25 x 27 x 20 cm
  • Gewicht: 1400 g
  • Material-Zusammensetzung: Obermaterial: 65% Baumwolle, 35% Polyester; Verstärkungen: 100% Polyamid (Nylon)
  • Volumen: 28 l
  • Hersteller Farbe: dark olive
  • Rückenlänge: mittel (50-59 cm)
  • Material: G-1000® HeavyDuty Eco S, Material 2: 500D 100% Polyamid
Fjällräven Singi 28 Rucksack im Gelände stehend
G-1000 aufgestickt auf dem SIngi 28
Berghauslogo auf dem Ärmel

First Look

Nachdem ich bereits Vertrauen in die Marke Fjällräven habe, hatte ich natürlich gewisse Erwartungen an den Rucksack – und sie haben sich weitgehend bestätigt. Der Singi erweist sich als solides und äußerst stabiles Modell für Tagesausflüge und kurze Trips. Die Farbe des Rucksacks ist in meinem Fall ein sehr dunkles Grün, optional gäbe es auch noch ein ebenso dunkles Grau. Optisch gefällt er mir sehr gut, da er eher unauffällig ist und ich auch meistens gedeckte Farben im Outdoorbereich bevorzuge.

Der altbewährte G-1000 Stoff übermittelt einiges an Robustheit und fühlt sich einfach immer sehr griffig an. Durch ihn habe ich eher keine Angst, dass sich der Stoff mal kaputt reißt, wenn der Rucksack doch mal über einen Felsen schrappt, oder beim Kampf durch das Unterholz irgendwo hängen bleiben sollte.

Das Hauptfach des Rucksacks ist groß und innen in mehrere Bereiche unterteilt, hinzu kommt ein Fach im Deckel sowie zwei Taschen am Hüftgurt. Besonders bemerkenswert ist der Reißverschluss, der nicht nur das Hauptfach verschließt, sondern auch den Deckel des Rucksacks umfasst, was normalerweise durch extra Schnallen oder einen zusätzlichen Reißverschluss erfolgt.

Zahlreiche Ösen an der Front, Oberseite und den Seiten lassen vermuten, dass der Rucksack einige praktische Features zu bieten hat. Alle Schnallen, Gurte und der Gummizug an der Vorderseite machen einen stabilen Eindruck – genau wie erwartet.

Innenfutter der Berghaus Jacke
flauschig rotes Innenfutter am Ärmelbündchen
seitliche Tasche

Funktionen und Zubehör

Taschen und Fächer

Wie bereits erwähnt, verfügt der Rucksack über einen großzügigen Rundum-Reißverschluss, der es mühelos und blitzschnell ermöglicht, den gesamten Rucksack zu öffnen. Diese Funktion erweist sich als äußerst praktisch, insbesondere wenn ich Gegenstände benötige, die sich ganz unten im Rucksack befinden. Somit muss ich nicht alles vorher herausnehmen und im Anschluss wieder neu einpacken.

Zusätzlich wurden in diese großzügige Öffnung im Hauptfach, innen zwei Organiser-Taschen eingearbeitet, die jeweils mit einem Reißverschluss verschließbar sind. Diese sind ideal für Kleinigkeiten, die nicht lose im Hauptfach herumliegen sollen. Ich persönlich nutze sie gerne für meine Ersatzspeicherkarten.

Um das Hauptfach abzurunden, gibt es ein weiteres Fach direkt am Rücken, das durch einen Gummizug getrennt ist. Hier können eine Trinkblase (mit vorhandener Öffnung für den Schlauch), ein Laptop, Dokumente, Landkarten oder Ähnliches verstaut werden.

Im Deckelfach oben am Rucksack versuche ich das Gewicht möglichst gering zu halten, um die Handhabung des Hauptfachs und des Reißverschlusses nicht unnötig zu erschweren. Dennoch bietet das Fach ausreichend Platz für Gegenstände, auf die ich schnell und unkompliziert zugreifen möchte. Das Abnehmen des Rucksacks ist für die Nutzung des Fachs jedoch meistens erforderlich.

Die zwei Taschen am Hüftgurt sind sehr geräumig und bieten genug Platz für kleine Snacks oder in meinem Fall Ersatzakkus für meine Kamera. Hier muss es nämlich meistens schnell gehen und ich muss nicht zwingend erst den Rucksack ablegen.

Die beiden Taschen am Hüftgurt sind äußerst geräumig und bieten genügend Platz für kleine Snacks oder in meinem Fall für Ersatzakkus für meine Kamera. Hier muss es oft schnell gehen, daher ist das Abnehmen des Rucksacks nicht unbedingt erforderlich.

kleines Packmaß der Jacke
die MTN Guide Hyper Alpha Jacke ist ein guter Begleiter auch bei widrigen Bedingungen
Wasserdichte Hardshelljacke

Zubehör & weitere Features 

Wem die Taschen und Fächer jedoch nicht ganz reichen sollten, der muss nicht sofort auf das nächstgrößere Singi Modell mit 48l Volumen zurückgreifen. Fjällräven bietet in diesem Fall die praktische Option, sich zusätzliche Singi-Seitentaschen zuzulegen.

Diese Seitentaschen sind ebenfalls aus dem robusten G-1000 Gewebe gefertigt, um auch hier eine maximale Lebensdauer zu gewährleisten.  Eine Tasche bietet ein zusätzliches Volumen von 4 Litern, was das Rucksackvolumen auf insgesamt 36 Liter erweitert, wenn zwei Taschen angebracht werden. Optisch passen sie perfekt zum Rucksack und lassen sich mühelos mit Hilfe von Knebelknöpfen an den Rucksackösen anbringen. Die Höhe kann aufgrund der vielen Ösen, individuell angepasst werden.

Ich persönlich verwende die Seitentaschen gerne für eine Trinkflasche und ein Wechselobjektiv meiner Kamera.

Das G-1000 ist schon von Natur aus wasserabweisend und braucht tatsächlich eine gewisse Zeit um Nässe durch zu lassen – dennoch gilt es nicht als wasserdicht. Selbst bei regelmäßigen Behandlungen des hauseigenen Imprägnierwachses, wäre der Stoff nie komplett dicht. Hierfür legt euch allerdings Fjällräven beim Kauf des Singi eine praktische Regenhülle dazu. Diese ist kinderleicht und schnell über den Rucksack gestülpt und hält alles im Inneren wunderbar trocken, falls es wirklich mal richtig nass werden sollte.

Ein weiteres praktisches Feature ist der abnehmbare Hüftgurt. Wenn ich einen minimalistischen Rucksack benötige, den ich schnell an- und ausziehen will, kann ich den Hüftgurt einfach abnehmen, ohne dass er lose am Rucksack baumelt. Er ist mittig mit einem Klettverschluss fixiert und lässt sich dadurch leicht lösen und abnehmen.

Den Brustgurt kann nicht nur in der Länge, sondern auch in der Höhe eingestellt werden und verfügt über eine integrierte Signalpfeife, wie man es von Outdoorrucksäcken kennt. Dadurch kann ich den Gurt ideal auf meine Größe anpassen, damit der Rücken bestmöglich entlastet werden kann und die Träger nicht von den Schultern rutschen.

Die Ösen am Rucksack können nicht nur zur Befestigung der Seitentaschen genutzt werden, sondern auch zum Anbringen kleiner Gegenstände, die schnell zur Hand sein müssen, wie ein Multitool, eine Taschenlampe oder Reflektoren, um bei schlechten Sichtverhältnissen besser gesehen zu werden.

Der Gummizug an der Front des Rucksacks eignet sich hervorragend zum Fixieren von Gegenständen, die nicht unbedingt in das Hauptfach gehören, sei es, weil sie schmutzig sind oder weil sie bald wieder benötigt werden. Ich persönlich verwende den Gummizug zum Beispiel für einen Windbreaker, den ich kurz ablegen möchte, aber gleich wieder anziehen muss, oder für meine Wasserschuhe, für die im Hauptfach kein Platz mehr ist. Die seitlichen Kompressionsgurte sind ebenfalls sehr nützlich, um verschiedene Gegenstände sicher zu fixieren.

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Praxiserfahrung

Während meines Roadtrips durch den Westen der USA erwies sich der Singi stets als treuer Begleiter. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass wir abends immer in unseren Unterkünften übernachtet haben und ich daher nie mehr als einen Tag an Sachen mitnehmen musste. Für diesen Einsatzzweck ist der Singi meiner Meinung nach perfekt geeignet. Er bietet ausreichend Platzreserven für eine zusätzliche Jacke, falls das Wetter unvorhersehbar wird, Proviant und meine Kamera mit Zubehör.

Außerdem lässt sich außen wunderbar zusätzliches Equipment befestigen, sodass der Singi meinen Platzanforderungen zu 100% gerecht wird. Meine Rückenlänge passt genau in die vorgegebene Range von 50-59 cm. Selbst mit schwerem Kameraequipment fühlt er sich noch nach Stunden des Tragens bequem an meinem Rücken an. Ich hatte daher nie das Gefühl, dass er mich nach hinten ziehen würde. Natürlich ist dafür eine optimale Einstellung des Rucksacks sowie das Tragen und Spannen des Brust- und Hüftgurtes Voraussetzung.

Egal ob es durch einen regnerischen und mit Schnee bedeckten Yosemite-Nationalpark ging oder ich mich auf einer Tagestour in praller Sonne durch den Grand Canyon kämpfte, der Singi war stets treu an meiner Seite und überraschte mich immer wieder aufs Neue mit seinem Platzangebot von „nur“ 28 Litern oder mit den zusätzlichen Seitentaschen sogar 36 Litern. Er kam mir immer sehr geräumig vor, und ich musste nie auf etwas verzichten, weil kein Platz mehr da war. Er hat nicht einmal wirkliche Schrammen auf dem Trip davongetragen, obwohl ich nie zimperlich mit ihm umgegangen bin. Schließlich ist ein Rucksack immerhin ein Gebrauchsgegenstand. 

Ein negativer Punkt ist jedoch anzumerken: Das Rückenpolster des Rucksacks erscheint sehr simpel, vielleicht sogar etwas zu simpel. Zwar haben wir eine ergonomisch geformte Stütze im Inneren des Rucksacks, die verhindert, dass sich der Rucksack wie ein Brett an unserem Rücken anfühlt, jedoch fehlen Belüftungskanäle oder andere Freiräume an unserer Wirbelsäule, wie sie bei den meisten Trekkingrucksäcken, auch von Fjällräven, üblich sind. Obwohl ein Mesh-Material verbaut wurde, das jedoch für mich nicht ausreichend Belüftung bietet. Aus diesem Grund würde ich den Rucksack für schweißtreibende alpine Wanderungen nur bedingt weiterempfehlen. Wen das nicht stört, der sollte sich davon jedoch nicht beeinflussen lassen.

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Fazit

Der Singi von Fjällräven ist zweifellos ein Tagesrucksack, der laut Hersteller vor allem für Jagdausflüge oder Angeln geeignet ist. Diese Einschätzung teile ich voll und ganz, denn genau dort fühlt sich der Singi am wohlsten und erfüllt seine Aufgabe perfekt.

Die durchdachte Konstruktion und das hochwertige Material machen ihn zu einem zuverlässigen Begleiter, egal ob im Wald, am Flussufer oder auf einer Wanderung in den Bergen.

Ein Punkt, der bereits erwähnt wurde, ist die fehlende Belüftung am Rücken. Dies kann insbesondere bei längeren oder anstrengenden Wanderungen unangenehm werden. Hier könnte Fjällräven z.B. durch die Integration von Belüftungskanälen noch Verbesserungen vornehmen.

Ein weiterer Aspekt, der mir aufgefallen ist, betrifft das Handling des Rucksacks, insbesondere wenn das Deckelfach zu schwer beladen ist. So kann der praktische Rundum-Reißverschluss auch schnell zum Nachteil werden. Das ist allerdings kein schwerwiegender Negativpunkt, sondern ich habe mich da schnell angepasst und meine schwereren Gegenstände einfach in andere Fächer verteilt.

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte überwiegen die positiven Eigenschaften des Singi bei weitem. Sein großzügiges Hauptfach, die praktischen Organisierungsmöglichkeiten und die strapazierfähige Verarbeitung machen ihn zu einem vielseitigen und langlebigen Begleiter für Outdoor-Aktivitäten aller Art. Wer also auf der Suche nach einem zuverlässigen Tagesrucksack ist, kann mit dem Singi von Fjällräven sicherlich nichts falsch machen.

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Adrian Richter

Adrian Richter

Adrian ist leidenschaftlicher Mountainbiker und Outdoor-Enthusiast, der seit seiner Jugend auf zwei Rädern unterwegs ist. Die Herausforderungen und die Freiheit, die das Leben draußen bietet, haben ihn schon früh begeistert und seitdem lässt er keine Gelegenheit aus, neue Abenteuer zu erleben“

Tipps für Herbstwanderungen in Hessen

Tipps für Herbstwanderungen in Hessen

Den Herbst genießen in Hessen
Lesezeit: 15 min.Autor: Tim Wiegel

Herbstzeit ist Wanderzeit! Verschont von der drückenden Hitze des Sommers zeigt sich die Natur zu dieser Jahreszeit von ihrer bunten und herben Seite. Nachdem wir jetzt einige sommerliche Tage hinter uns haben, wird der Herbst nächste Woche wohl pünktlich zum Start der hesssischen Herbstferien Einzug halten. Viele von euch zieht es an trüben Herbsttagen nach draußen. Wir haben heute fünf schöne Herbstwanderungen in Hessen für euch. Es handelt sich immer um Tageswanderungen, nur im fünften Tipp könnt ihr bewaffnet mit Rucksack, Regenjacke und leichten Wanderschuhen gleich ein paar Tage am Stück losziehen.  

Rundwanderung Rheinromatik

Diese Tour entlang des malerischen Rheins wird dich mit ihrem idyllischem Charme verzaubern. Du startest in Rüdesheim, der ‘‘Hauptstadt der Rheinromantik’’, und wanderst durch die Weinberge zum Niederwalddenkmal mit der beeindruckenden Germania-Statue. An wunderschön gelegenen Aussichtspunkten geht es vorbei über Assmannshausen zum Höllenberg, einer bekannten Weinlage, und durch das idyllische Eichbachtal. Sehenswert ist auch das Töpferdorf Aulhausen. Nach 11km und ca. 3,5h reiner Gehzeit gelangst du wieder nach Rüdesheim zurück. Im Herbst kannst du die Weinlese miterleben und die frischen Trauben probieren. Außerdem leuchten die Weinblätter in verschiedenen Rottönen und bilden einen schönen Kontrast zum  Rhein.

  • Dauer: ca. 3,5h
  • Strecke: ca. 11km
  • Höhenmeter: ca. 350m

Mehr Infos: Niederwalddenkmal – Rüdesheim Runde von Assmannshausen | Wanderung | Komoot

Höhenrundweg Vogelsberg

Der Höhenrundweg startet auf dem 764m hohen Hoherodskopf. Vorbei an den Flößerteichen gelangst du zur Niddaquelle am Hang des Sieben Ahorn und zum Felsdurchbruch Geiselstein. Der 720m hohe Berg wird auch als ‘‘Nordpol des Vogelsbergs’’ bezeichnet. Auf dem Taufstein erwartet dich der Bismarckturm mit freier Aussicht über den Taunus bis hin zur Rhön. Von hier aus wanderst du zurück zum Hoherodskopf, wo du im Anschluss an die 7km lange Tour noch den Baumwipfelpfad begehen oder die Sommerrodelbahn hinunterfahren kannst. Im Herbst kannst du die bunte Laubfärbung der alten Buchenwälder bewundern, die den Vogelsberg prägen. 

  • Dauer: ca. 2h
  • Strecke: ca. 7km
  • Höhenmeter: ca. 200m

Mehr Infos: Höhenrundweg (vogelsberg-touristik.de)

Rundwanderweg Hoher Meißner

Auf dieser Rundwanderung im Fulda-Werra-Bergland wird es märchenhaft, denn direkt am Startpunkt befindet sich der Frau-Holle-Teich. Nachdem er schon vor über 2.000 Jahren als Kultstätte diente, entdeckten ihn im 19.Jh auch die Gebrüder Grimm und ließen hier die Sage um Frau Holle spielen. Der Weg führt ab jetzt steil bergauf zur Kasseler Kuppe auf 754m Höhe. Zu einer kulinarischen Rast lädt der Berggasthof Hoher Meißner ein. Am Naturdenkmal der markanten Seesteine vorbei wanderst du weiter zum Aussichtspunkt Schwalbenthal. Im Herbst kannst du die mystische Stimmung am Frau-Holle-Teich genießen, der oft von Nebel umgeben ist. Außerdem kannst du die Heideblüte auf dem Hoher Meißner erleben, die dem Berg ein lila Farbkleid verleiht.

  • Dauer: ca. 3h
  • Strecke: ca. 10km
  • Höhenmeter: ca. 300m

 Mehr Infos: Die 10 schönsten Wanderungen in Hessen | Interchalet Reisetipps

Drei-Gipfel-Tour am Feldberg

Diese anspruchsvolle Tour führt dich über drei Gipfel des Taunus: den Feldberg (879m), den Altkönig (798m) und den Weißen Stein (690m). Dabei genießt du herrliche Panoramablicke über die Rhein-Main-Ebene und das Lahntal. Die Tour ist ca. 20km lang und dauert etwa 6h. Im Herbst kannst du die klare Fernsicht nutzen, um die Skyline von Frankfurt oder den Odenwald zu erkennen. Außerdem kannst du die historischen Spuren entdecken, die die Kelten und die Römer auf den Gipfeln hinterlassen haben, wie z.B. Ringwälle oder Grenzsteine.

  • Dauer: ca. 6h
  • Strecke: ca. 20km
  • Höhenmeter: ca. 800m

Mehr Infos: Die 10 schönsten Wanderungen in Hessen | Interchalet Reisetipps

Umrundung des Edersees

Der Edersee ist einer der größten Stauseen Deutschlands und ein beliebtes Ausflugsziel für Naturliebhaber. Die Rundwanderung um den See ist ca. 60km lang und kann in mehreren Etappen absolviert werden. Dabei kommst du an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei, wie z.B. dem Schloss Waldeck, der Sperrmauer, dem Wildpark Edersee oder dem Baumkronenweg. Im Herbst kannst du die spektakuläre Erscheinung des ‘‘Edersee-Atlantis’’ bestaunen, wenn der Wasserstand des Sees sinkt und die versunkenen Dörfer und Brücken zum Vorschein kommen. Außerdem kannst du die farbenfrohe Herbstlandschaft des Nationalparks Kellerwald-Edersee genießen, der zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört.

  • Dauer: je nach Etappe
  • Strecke: Gesamtlänge sind 60km (suche dir eine passende Etappe)

Mehr Infos: Die 10 schönsten Wanderungen in Hessen | Interchalet Reisetipps

Tim Wiegel

Tim Wiegel

Marketing

Von Kleinauf draußen unterwegs, hat es ihn immer wieder in die verschiedensten Facetten des Outdoor-Sports getrieben. Neben dem Wandern und Bergsteigen ist er dann vor allem bei der Höhlenforschung hängengeblieben. Auf der Suche nach den letzten echten Abenteuern zieht es ihn immer wieder in die verborgene Unterwelt.

Betteleichenweg im Hainich

Betteleichenweg im Hainich

Wandern im Nationalpark
Lesezeit: 10 min.Autor: Tim Wiegel

Ich liebe es, in der Natur unterwegs zu sein und neue Orte zu entdecken. Deshalb habe ich mich kürzlich auf den Weg gemacht, um den Betteleichenweg im Nationalpark Hainich zu wandern. Der Nationalpark Hainich bildet das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands und ist Teil des UNESCO-Weltnaturerbes. Hier kann man den Wald erleben, wie er von Natur aus wäre, ohne menschlichen Einfluss. Seit Jahren wollte ich mir dieses ursprüngliche Stück Natur ansehen, was ich nun endlich auch getan habe.

Los gehts

Ich startete an einem eher trüben, wolkenverhangenen Tag gegen Mittag am Parkplatz Zollgarten bei Kammerforst, einem kleinen Ort am Rande des Nationalparks. Selten kam einmal die Sonne heraus, was diesem Wald und seiner Umgebung eine fast schon mystische Aura verlieh . Die bunten Blätter des Herbstwaldes luden dazu ein, in den Wald einzutauchen. Ich ging hinunter in den Ort Kammerforst, wo ich an der Nationalpark-Information vorbeikam.Hier kann man nützliche Infos zu den Wanderwegen des Gebietes bekommen, allerdings auch Informationen zum Nationalpark – also seine Entstehung, geologische Besonderheiten, seine Bedeutung für Artenvielfalt und Klima und auch ein wenig über die historischen Hintergründe der Region.

Über Streuobstwiesen in den tiefen Wald

Ich folgte dem Wegweiser mit dem Symbol, das die namensgebende Betteleiche darstellt und wanderte über Streuobstwiesen am Waldrand entlang in den Wald des Nationalparks. Ich wurde von alten, großen Buchen in einem lichten Wald begrüßt. Was mir direkt auffiel, war die ungewohnt geringe Vegetation im Wald. Die Bäume bilden ein geschlossenes Blätterdach, dadurch kommt wenig sonnenlicht auf den Boden und entsprechend wenig wächst hier. Außerdem sorgt dieses geschlossene Blätterdach für ein kühles, frisches Klima im Wald. Ich musste an all die Bücher von Peter Wohlleben denken, die ich gelesen habe.
Ich war beeindruckt von der Vielfalt und Schönheit der Bäume. Fast alle waren gerade und hoch gewachsen, standen relativ weit entfernt voneinander und hier und da, wuchsen kleine Bäumchen aus dem Boden. Hier und da lag etwas Totholz, oft mit Pilzen und Moosen bewachsen.

Die Betteleiche

Nach einigen Kilometern durch den ruhigen Wald und nachdem ich die sogenannte Himmelsleiter, eine alte Treppe aus Ästen, erklommen hatte, kam ich an eine Lichtung, an deren Rand die namensgebende Betteleiche steht. Sie ist das Warzeichen des nationalparks und ihr Alter wird auf ca. 800 Jahre geschätzt. Sie machte mit dem Durchgang in ihrem Stamm und den alten, knorrigen Ästen einen imposanten Eindruck. Die Betteleiche ist eine der ältesten und bekanntesten Bäume im Nationalpark Hainich. Der Durchgang war ursprünglich kein Durchgang, sondern ein Unterschlupf für Bettelmönche, die einst an dieser Eiche verweilten, um milde Gaben zu empfangen. Heute läd dieser Ort zum pausieren und entspannen ein.
Außerdem läuft hier auch der berühmte Rennsteig vorbei. 

Ein Stück Rennsteig und raus aus dem Wald

Weiter ging es ein paar Kilometer auf dem Rennsteig, der hier aus einem breiten Forstweg besteht. Und natürlich, schlielich befand ich mich hier in historisch stark beeinflusstem Gebiet, kam auch bald schon die nächste alte Sehenswürdigkeit: Die eiserne Hand und das Ihlefelder Kreuz und die eiserne Hand. Die Eiserne Hand ist eine alte Wegmarkierung aus dem 18. Jahrhundert. Sie zeigt an, wo welche Herrschaftsgebiete lagen. Kurz davor befindet sich das Ihlefelder Kreuz, auf dem ein Mann und eine Bärentatze abgebildet sind. Hierbei handelt es sich um ein altes Denkmal, das zum Beten für einen Jäger einlud, der hier auf der Bärenjagd ums Leben gekommen ist. Ja, hier gab es einmal Bären. 

Kurz darauf bog ich vom Rennsteig ab, kam aus dem Wald heraus und wurde auf einer großen Freifläche, bewachsen mit Gräsern und Büschen, vom Regen begrüßt. Das störte mich allerdings nicht weiter, denn der Regen tauchte die bewaldeten Hügel, die ich von hier aus überblicken konnte in ein schönes Licht.

 

 

Letzte Meter und ein bleibender Eindruck

Nach ca 30 Minuten Wanderung über die Freifläche ging es durch ein verwunschenes “Tor” aus zwei Bäumen durchs dichte Dickicht wieder in den Wald und über einen schmalen Pfad zurück zum Parkplatz. Die Unberührtheit dieses Waldes und die mystische Stimmung haben mich tief beeindruckt. Ich kann jedem nur empfehlen, sich anzuschauen, wie Wälder aussehen, wenn wir Menschen uns raushalten.

Selbst wandern

Du möchtest den Betteleichenweg selbst wandern? Kein Problem! Die Tour findest du auf Komoot oder im Web, der Parkplatz ist per Auto einfach zu erreichen und von Eisenach aus kannst du auch per Bus hierher gelangen.
Die Tour ist ca. 13 Kilometer lang und besteht aus einfachen Pfaden, ohne große Anstiege. Lediglich ein Baumstamm muss hier und da überstiegen werden. Es bietet sich oft die Gelegenheit zu pausieren und entweder die Stille des Waldes oder den Ausblick hinüber in den Harz zu genießen.
Die beste Zeit für diese Wanderung ist meiner Meinung nach definitiv der Herbst. Das Wetter muss nicht perfekt sein, denn erst mit etwas Regen, oder Nebel erhält dieser urige Wald sein mystisches Flair. Aber auch im Sommer kann sich die Wanderung lohnen, denn während es draußen über dreißig grad heiß ist, kann es im Wald gerne fünf Grad kühler und mehr sein – perfekt also für alle, die der Sommerhitze entfliehen möchten.

Für die Wanderung genügt ein Paar Wanderschuhe der Kategorie A/B, eine angenehm zu tragende Wanderhose, eine Regenjacke, ein luftiges Shirt und ein kleiner Rucksack für Trinkflasche, Essen, Erste-Hilfe und eine warme Fleecejacke für die Pausen.

Tim Wiegel

Tim Wiegel

Marketing

Von Kleinauf draußen unterwegs, hat es ihn immer wieder in die verschiedensten Facetten des Outdoor-Sports getrieben. Neben dem Wandern und Bergsteigen ist er dann vor allem bei der Höhlenforschung hängengeblieben. Auf der Suche nach den letzten echten Abenteuern zieht es ihn immer wieder in die verborgene Unterwelt.

Gschnitztaler Höhenweg

Gschnitztaler Höhenweg

Von der Bergstation der Bergeralmbahn in Steinach am Brenner auf einem Rundweg über hochalpine Gipfel bis zurück nach Steinach umfasst der komplette Wanderweg 54 Kilometer. Du bewältigst die Hüttentour in fünf Tagesetappen mit Übernachtungen auf vier verschiedenen Berghütten mit kombiniert 6.000 Höhenmetern Auf- und Abstieg. Die Tour ist mit der Farbe Schwarz als schwere Bergroute ausgeschrieben und erfordert neben Schwindelfreiheit ebenfalls absolute Trittsicherheit. Fortgeschrittene Bergwanderer kommen hierbei sowohl landschaftlich, aber auch sportlich voll auf ihre Kosten, wobei die schönen Berghütten auch kulinarisch Einiges zu bieten haben.

Damit der Spaß jedoch im Vordergrund bleibt, sollte man sich während den Wanderetappen vollkommen auf den Weg konzentrieren, da dieser an einigen wenigen stellen sehr ausgesetzt ist und es an Seil- und Leiterpassagen nicht mangelt.

Die Berglandschaften und Hänge, an denen du während der Tour vorbei kommst, sind einzigartig und atemberaubend. Wenn du Glück hast, begegnest du auf der Tour Steinböcken, Bergschafen, Gämsen und zum Teil auch Murmeltieren. Die meiste Zeit kannst du in Ruhe die Berglandschaften genießen, denn die Tour ist überhaupt nicht überlaufen und es kommen dir nur selten Wanderer entgegen. Diese Hüttentour ist ein absoluter Geheimtipp unter den mehrtägigen Höhenwanderungen!

Tag 1: Bergstation Bergeralm – Gschnitzer Tribulaunhütte

  • Strecke: 12 km
  • Kombinierte Höhenmeter: 1725 m
  • Dauer: 5,5 Std

An deinem ersten Tag auf dem Gschnitztaler Höhenweg startest du mit der Bergfahrt der Bergeralmbahn bis auf 2.200m. Von dort aus beginnend gehst du entlang des Kamms zwischen Gschnitztal und Obernbergtal, wobei die Landschaft am Kamm sehr schöne Wiesen bietet, wodurch du das ein oder andere Mal auf eine Herde Kühe treffen kannst. Die Kammwanderung endet mit dem Erreichen des Lichtsees, an dem du dich abkühlen kannst, um deine Mittagspause etwas aufzuwerten. Nachdem du deine Mittagspause am Lichtsee beendet hast, geht die Wanderung weiter auf der Seite des Obernbergtals. Hierbei wird die Tour ein wenig anspruchsvoller, da nun kleine Seilpassagen und schwieriges Gelände mit Geröll auf dich zukommen. Im weiteren Verlauf siehst du schon einen längeren Anstieg auf das Gstreinjöchl auf dich zu kommen. Hast du diesen Anstieg dann auch gepackt, so erblickst du schon von oben die Tribulaunhütte. Ab dann sind es nur noch 500 Höhenmeter Abstieg, aber Vorsicht: Es ist absolute Trittfestigkeit und Schwindelfreiheit gefragt. Auf der familiengeführten Tribulaunhütte empfängt dich freundliches Personal mit leckerem Essen.

Wanderer lässt sich vor einem kleinen Bergsee hinter der Bremer Hütte ablichten
Ausblick ins Gschnitztal auf dem Aufstieg zur Bremer Hütte
Ausblick entlang des Kamms zum Obernbergtal

Tag 2: Gschnitzer Tribulaunhütte – Bremer Hütte

  • Strecke: 10 km
  • Kombinierte Höhenmeter: 1885 m
  • Dauer: 6-7 Std

Am folgenden Tag beginnt deine Wanderung mit einem seichten Aufstieg im Talkessel unterhalb des Gschnitzer Tribulauns. Hierbei wirst du steiniges Gelände vorfinden, aber dennoch ist der Anstieg nicht allzu lang, wodurch du zeitig am Sandesjöchl eintreffen wirst. Von dort aus musst du erstmal steiniges Gelände durchqueren, um weiter in Richtung Talende zu kommen. Im weiteren Verlauf, nachdem du fertig abgestiegen bist, kreuzt du einen größeren Bach, bei dem du aufpassen muss, dass deine Füße nicht nass werden. Außerdem wirst du dich einre kleine Leiterpassage in einer Felswand stellen müssen. Anschließend gehst du durch eine moorige Landschaft, die sehr idyllisch ist, wobei du auf kleine Seen und saftige Wiesen treffen wirst. Von diesem Zeitpunkt an wirst du noch etwa 500 Höhenmeter durch die Fels- und Wiesenlandschaft aufsteigen, um dann schließlich zur Bremer Hütte zu gelangen, die einen wunderbaren Blick in das ganze Gschnitztal bereithält.

Ausblick ins Schnitztal vom Gipfel über der Tribulaunhütte
Wanderer klettert eine steile und rutschige Leiter herunter
Ausblick ins bewölkte Gschnitztal

Tag 3: Bremer Hütte – Insbrucker Hütte

  • Strecke: 10 km
  • Kombinierte Höhenmeter: 1650 m
  • Dauer: 7-8 Std

Am 3. Tag deiner Wanderung auf dem Gschnitztaler Höhenweg erwartet dich mit Abstand die herausfordenste Etappe.

Nach dem Verlassen der Bremer Hütte passierst du einen kleinen See, wobei der Weg bis dahin noch relativ gut geschützt und ausgetreten ist. Ab dem See musst du dich allerdings auf gefährliche Kletterpassagen einstellen, die besonders bei Nässe viel Rutschgefahr bieten. Du wirst 5 Gedächtnistafeln von verunglückten Wanderern passieren, dich auf diese Gefahr hinweisen. Mach dir keine Sorgen! Wenn du es bis zu diesem Punkt geschafft hast, trägst du es in dir, den Klettersteig sicher zu passieren.

Nach dem Klettersteig folgt ein sehr ausgesetzter Wanderweg. Hin und wieder wirst du auch hier anspruchsvolle Seilpassagen mit Griffbefestigungen meistern müssen.

Gegen Ende des Weges enden die Seilpassagen und du läufst in ein kleines Tal, wobei der Weg dort zwar eng, aber ausgetreten ist. Wenn du Glück hast, erblickst du jetzt schon die Innsbrucker Hütte.

Zwei Wanderer einer steilen Seilpassage
Ein Wanderer auf einem steilen Klettersteig
Großer Dolomitstein mit künstlerischen Figuren

Tag 4: Insbrucker Hütte – Padasterjochhaus

  • Strecke: 14 km
  • Kombinierte Höhenmeter: 2490 m
  • Dauer: 7-8 Std

Nach Übernachtung und reichhaltigem Frühstück auf der Innsbrucker Hütte startet dein 4. Wandertag mit einem Abstieg, vorbei an grünen Berglandschaften, durch Serpentinen ins Pinnistal.

Wenn du Glück hast, kannst du hierbei zahme Bergschaafe treffen und mit ihnen ein schönes Erinnerungsfoto für deine Reise schießen. Du passierst anschließend die Karaalm und die Pinnisalm und läufst gemütlich auf einem Forstweg Richtung Neustift im Stubaital. Am Weg kommst du an einem riesigem gespaltenen Stein vorbei, der sich dort vor mehreren tausend Jahren von der Felswand gelöst hat und sich anschließend im Tal entzweit hat. Der Anblick ist einfach atemberaubend. Daraufhin startet der Aufstieg auf den Bergkamm. Dieser erfordert ein wenig Ausdauer und Durchhaltevermögen, da du hierbei über 1.000 Meter am Stück den Berg hinaufsteigst.

Du kannst hierbei jedoch einige Pausen einlegen, um die schöne Aussicht zu genießen und die Energie wieder aufzufüllen. Am Bergkamm angekommen hast du eine atemberaubende Aussicht auf das Stubaital, das Pinnistal, das Zillertal und auch das Ziel dieser Etappe, das Padasterjochhaus.

Jetzt heißt es nur noch Absteigen durch einige Serpentinen und schließlich hast du dein Ziel erreicht.

Wenn du Lust hast, kannst du hier deinen Rucksack stehen lassen und den Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang von dem nahe liegenden Padasterkogel oder der Wasenwand bestaunen.

Ein einmaliges Erlebnis!

Mit dem Padasterjochhaus erwartet dich die älteste und noch original erhaltene Hütte des Gschnitztals. Die Hütte ist ein kulinarisches Highlight der Tour!

Kaiserschmarrn auf dem Padasterjochhaus
Wanderer posiert auf dem Weg zum Padasterjochhaus
Ausblik ins Stubaital auf dem Weg zum Padasterjochhaus

Tag 5: Padasterjochhaus – Trins

  • Strecke: 12 km
  • Kombinierte Höhenmeter: 2800 m
  • Dauer: 7-8 Std

Am Morgen des 5. Tages verabschiedest du dich vom Padasterjochhaus und machst dich auf den Weg zur letzten Etappe der Hüttentour. Du steigst auf zur Wasenwand und kannst dort erneut einen schönen Ausblick ins Pinistal genießen. Daraufhin folgt ein schmaler Pfad am Bergkamm Richtung der Kesselspitze. Beim Blick über die Schultern kannst du saftig grüne Bergwiesen und einige kleine Berghütten wahrnehmen. Im Sommer kann es sein, dass du hier einigen Bergbauern über den weg läufst. Der folgende Aufstieg auf die Kesselspitze erfordert Trittfestigkeit und Schwindelfreiheit, da du über meist steiniges und ausgesetztes Gelände auf den Berg aufsteigst.

Auch den stärkeren Bergwind hier solltest du nicht unterschätzen. Doch die Anstrengung lohnt sich, denn  oben angekommen, kannst du die Erinnerung mit einem Foto des Gipfelkreuzes festhalten. Von hier aus kannst du bereits dein Mittagsziel, die Blaser Hütte, sehen. Du steigst nun vom Gipfel herab und folgst dem Weg in Richtung der Peilspitze. Um auf die Peilspitze zu gelangen, musst du einen sehr dünnen, teils seilversicherten Pfad entlang gehen. Hier kannst du dein Können ein letztes Mal unter Beweis stellen und anschließend am Gipfelkreuz einen traumhaften Rundumblick genießen. Um die Blaser Hütte herum befindet sich ein Naturschutzgebiet, in dem du im botanischen Sinne voll auf deine Kosten kommst.

Nach dem Abstieg zur Blaser Hütte kannst du dich dort noch einmal stärken, bevor es über den Forstweg wieder zurück ins Tal geht.

Wanderung entlang eines steilen Bergkamms in Richtung Blaser Hütte
Wanderer posiert vor einem Gipfelkreuz
Wanderer bewegt sich entlang einer steilen Seilpassage