Mountainbiken in der Rhön und Umgebung

Mountainbiken in der Rhön und Umgebung

Entdecke die Trails der Rhön
Lesezeit: 10 MinutenAutor: Adrian Richter

Fulda, die Rhön, sowie die umliegenden Regionen, mögen nicht unbedingt als das Mekka des Mountainbikens in Deutschland bekannt sein. Doch mit ihrer atemberaubenden Natur und den großen zusammenhängenden Waldgebieten bietet diese Mittelgebirgsregion alle Voraussetzungen und Vielseitigkeit, um sich eine Daseinsberechtigung in der Welt des Mountainbikens zu sichern und den meisten Ansprüchen und Vorlieben der Fahrer gerecht zu werden.

Sei es eine vielseitige Mehrtagestour, gemütliches Radeln zum Feierabend auf ausgebauten Forstwegen, ein actionreiches Trail-Abendteuer mit steilen Abfahrten und technischen Passagen, oder doch lieber eine Cardio Uphill-Trainingseinheit, es gibt in der Umgebung unzählige Strecken und Wege, die sowohl für Anfänger als auch für fortgeschrittene Mountainbiker geeignet sind.

Die Nutzung von inoffiziellen Strecken

Es gibt in der Tat einige inoffizielle Trails in der Rhön, die entweder von einheimischen Fahrern angelegt wurden, oder schon seit längerer Zeit als Wanderwege genutzt werden. Man findet sie in fast jedem größerem Waldstück, wenn man nur die Augen nach ihnen offen hält. Diese Strecken sind jedoch nicht als offizielller Trail gemeldet und genehmigt. Deren Wartung sowie Sicherheitsvorkehrungen sind also nicht garantiert.

Es ist wichtig zu beachten, dass das Befahren solcher Strecken mit einem erhöhten Risiko verbunden sein kann, da sie in den meisten Fällen nicht sicherheitsgeprüft sind und nicht den Standards offizieller Strecken entsprechen. Aus diesem Grund wird empfohlen, nur auf offiziell genehmigten Strecken zu fahren, um das Unfallrisiko zu minimieren und die Natur zu schonen.

Selbstverständlich ist das Fahren abseits der ausgebauten Waldwege für manche besonders reizvoll, da es uns ermöglicht, unsere Fähigkeiten auf die Probe zu stellen und oft mehr Spaß bietet als monotone Fahrten auf den breiten Schotterpisten. Allerdings müssen wir uns bewusst sein, dass wir uns die Strecke möglicherweise mit anderen Naturliebhabern teilen müssen. Deshalb ist es besonders wichtig, aufeinander Rücksicht zu nehmen, vorausschauend zu fahren und vorsichtig zu sein.

Das Mountainbikefahren in Hessen ist übrigens nur auf bestimmten Wegen gestattet und wird von der Gesetzgebung reguliert. Die genaue Regelung kann jederzeit im hessischen Waldgesetz eingesehen werden. (https://www.dimb.de/fachberatung/die-rechtslage/hessen/)

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Regelung nur in Hessen gilt und dass für jedes Bundesland individuelle Gesetze gelten. Daher ist es ratsam, sich vor dem Mountainbikefahren in anderen Bundesländern über die geltenden Vorschriften zu informieren.

VW Golf mit geöffneten Klappdachzelt/ Softcover
VW Golf mit geschlossenem Klappdachzelt/ Softcover

Offizielle Trails

Wenn man sich keine Gedanken um entsprechende Gesetzeslagen machen will, oder sich einfach nicht sorgen möchte, dass hinter der nächsten Kurve ein Spaziergänger mit Hund laufen könnte, der nutzt speziell fürs Mountainbiking angelegte Wege, wie beispielsweise Flowtrails oder Bikeparks. Diese Trails bieten oft gut gepflegte Strecken und Hindernisse, die speziell für Mountainbiker konzipiert wurden.

In solchen Parks ist es zudem üblicherweise erlaubt, schneller unterwegs zu sein, da die Wege ausschließlich für Biker vorgesehen sind. Allerdings sollte man auch hier darauf achten, dass man die Strecken respektvoll und sicher befährt, um sich selbst und andere nicht zu gefährden. Es empfiehlt sich auch hier, sich vorab über die Nutzungsbedingungen und Sicherheitsvorschriften zu informieren, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

Die Deutsche Initiative Mountainbike (DIMB) hat spezielle Trail Rules entwickelt, die dazu beitragen sollen, dass Mountainbiker und andere Nutzer von Wald- und Wegenetzen gemeinsam und sicher unterwegs sein können. Diese Regeln sind auf den meisten zertifizierten Strecken zu finden und dienen als Orientierungshilfe für alle Nutzer.

Trail Rules

 

  1. Fahre nur auf Wegen!

Fahre nie querfeldein, du schädigst sonst die Natur! Respektiere lokale Wegesperrungen! Forstwirtschaft, Viehtrieb und Belange des Naturschutzes rechtfertigen dies. Auch in Naherholungsgebieten können lokale Sperrungen berechtigt sein. Die Art und Weise in der du fährst bestimmt das Handeln der Behörden und Verwaltungen. Auf Privatgrund bist du oft nur geduldet!

 

  1. Hinterlasse keine Spuren!

Bremse nicht mit blockierenden Rädern! (Ausnahme in Notsituationen). Blockierbremsungen begünstigen die Bodenerosion und verursachen Wegeschäden. Stelle deine Fahrweise auf den Untergrund und die Wegebeschaffenheit ein. Nicht jeder Weg verträgt jedes Bremsmanöver und jede Fahrweise.

 

  1. Halte dein Mountainbike unter Kontrolle!

Unachtsamkeit, auch nur für wenige Sekunden, kann einen Unfall verursachen. Passe deine Geschwindigkeit der jeweiligen Situation an. In nicht einsehbaren Passagen können jederzeit Fußgänger, Hindernisse oder andere Biker auftauchen. Du musst in Sichtweite anhalten können! Zu deiner eigenen Sicherheit und derer anderer Menschen.

 

  1. Respektiere andere Naturnutzer!

Kündige deine Vorbeifahrt frühzeitig an. Erschrecke keine anderen Wegenutzer! Vermindere deine Geschwindigkeit beim Passieren auf Schrittgeschwindigkeit oder halte an. Bedenke, dass andere Wegenutzer dich zu spät wahrnehmen können. Fahre, wenn möglich, nur in kleinen Gruppen!

 

  1. Nimm Rücksicht auf Tiere!

Weidetiere und alle anderen Tiere in Wald und Flur bedürfen besonderer Rücksichtnahme! Schließe Weidezäune, nachdem du sie passiert hast. Verlasse rechtzeitig zur Dämmerung den Wald, um die Tiere bei ihrer Nahrungsaufnahme nicht zu stören.

 

  1. Plane im Voraus!

Beginne deine Tour möglichst direkt vor deiner Haustüre. Prüfe deine Ausrüstung, schätze deine Fähigkeiten richtig ein und wähle die Gegend, in der du fahren willst, entsprechend aus. Schlechtes Wetter oder eine Panne kann deine Tour deutlich verlängern. Sei auch für unvorhersehbare Situationen gerüstet: Denke an Werkzeug, Proviant und Erste-Hilfe-Set. Trage eine Sicherheitsausrüstung! Ein Helm kann schützen, ist aber keine Lebensversicherung.

 

Es ist wichtig, sich an diese Regeln zu halten, um Konflikte und Unfälle zu vermeiden und die Natur und die Wege langfristig zu schonen. Die DIMB engagiert sich außerdem aktiv für den Erhalt von legalen Mountainbike-Strecken und arbeitet zusammen mit anderen Verbänden und Interessengruppen daran, die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Mountainbiking in Deutschland zu verbessern.

VW Beetle mit geöffneten Softcover-Zelt

Der Flowtrail am Kreuzberg

Nicht grundlos ist er einer der beliebtesten Trails der Rhön. Dieser Trail bietet eine perfekte Kombination aus Geschwindigkeit & Technik und ist somit ein Muss für jeden begeisterten Mountainbiker, der es auch gerne mal bergab krachen lässt.

Der Flowtrail Kreuzberg wurde 2015 eröffnet und ist längst auch kein Geheimtipp mehr unter den Mountainbikern. Er ist nicht nur bei Einheimischen beliebt, sondern auch bei Besuchern aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Regelmäßig pendeln leidenschaftliche Mountainbiker zum Kreuzberg, bei Bischofsheim in der Rhön.

Um den Flowtrail Kreuzberg zu befahren, ist ein Full-Suspension-Mountainbike empfehlenswert. Zudem sollten Fahrerinnen und Fahrer genügend Schutzausrüstung wie Helm, Handschuhe und Protektoren tragen, um Verletzungen zu vermeiden.

Die 2,2 Kilometer lange Strecke wurde von Experten entworfen und bietet mit einigen Sprüngen, Anliegerkurven, einem Wallride und dem Northshore-Element eine Menge Abwechslung und Herausforderungen. Der Trail ist in zwei Abschnitte unterteilt, wobei der obere Teil eher technisch anspruchsvoller ist, während der untere Teil mehr auf Geschwindigkeit und Flow ausgelegt ist. Die Wurzelteppiche, Steilkurven und der Wallride im oberen Teil erfordern einiges an Fahrkönnen und Mut, während der untere Teil mit schnellen Abfahrten und großen Sprüngen vor allem für Adrenalin-Junkies geeignet ist.

Dank der Nähe zum Kloster oder dem Neustädter Haus, bietet sich die optimale Möglichkeit für eine Pause und eine Stärkung mit regionalen Spezialitäten, dabei ein fantastischer Ausblick über die Rhön.

Fazit:
Der Flowtrail Kreuzberg ist definitiv immer einen Besuch wert, egal ob blutiger Anfänger oder erfahrener Profi. Der Trail bietet für jedes Fahrkönnen seinen Reiz. Hier sei besonders zu erwähnen, dass jedes Hindernis auf der Strecke auch in langsamer Geschwindigkeit, ohne Risiko, überrollt werden kann. Die  Strecke liefert eine perfekte Kombination aus Spaß, Technik und Flow und ist somit ein Muss für jeden Liebhaber des Geländeradsports.

VW Beetle mit geöffneten Softcover-Zelt

Haseltal-Trail Bad Orb

Der Haseltal-Trail ist ein beliebter Mountainbike-Trail in der Region Spessart und gehört zum Trailnetz des Flowtrails Bad Orb. Die Strecke erstreckt sich über ca. 2,8 Kilometer und 183 Tiefenmeter und ist größtenteils von wunderschönem Wald umgeben. Der Trail ist seit 2018 ein DIMB-zertifizierter „Premium Trail“ und wurde 2017 erbaut. Von Fulda aus benötigt man mit dem Auto etwa eine halbe Stunde, um den Trail zu erreichen, was ähnlich nah ist wie zum Kreuzberg, wenn man Fulda als Ausgangspunkt nimmt.

Der Trail ist moderat schwierig und eignet sich für Mountainbiker aller Fähigkeitsstufen. Der erste Abschnitt ist flowig mit einem flacheren Streckenprofil und vielen schön ausgebauten Anliegerkurven. Auf dem Trail befinden sich etwa 60 verschiedene Elemente, darunter Wellen, Sprünge, Anliegerkurven, Step-ups und andere Hindernisse. Fortgeschrittene Technik ist erforderlich, um sicher auf dem Mountainbike zu bleiben, wenn man den Trail bis ins Tal hinabfahren möchte. Die meisten Elemente können jedoch problemlos ohne Risiko überrollt werden.

Insgesamt macht der Haseltal-Trail richtig viel Spaß. Der Trail ist insgesamt naturgetreuer als der Kreuzberg-Trail und bietet daher eine willkommene Abwechslung. Man kann zwischen den verschiedenen Trails wählen oder sie nach Belieben kombinieren, was sich auch lohnt, um einen ganzen Tag hier zu verbringen.

Zusammenfassend ist der Haseltal-Trail ein empfehlenswerter Trail für alle Mountainbiker, die in der Region Spessart unterwegs sind und auf der Suche nach einer Herausforderung sind. Das Gebiet ist wunderschön und sehr großflächig, sodass es sich auch bei vielen Besuchern gut verläuft. Das urige Jagdhaus am Fuße des Trails, am Parkplatz Haselruhe, lädt jederzeit zu einem kühlen Getränk und regionalen Speisen ein.

Mercedes E-Klasse mit geöffneten Softcover-Zelt

 

Fort- und Weiterbildungen

Mountainbiken ist eine Sportart, die viel Können und Wissen erfordert. Eine kontinuierliche Weiterbildung und Verbesserung der eigenen Fähigkeiten ist daher entscheidend, um das Fahrvergnügen zu steigern und vor allem mehr Sicherheit auf den Trails zu gewährleisten. In unserer Region gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um sich weiterzubilden. Eine Option besteht darin, an Kursen und Workshops von professionellen Mountainbike-Schulen teilzunehmen, eine andere Möglichkeit wäre, einem Mountainbike-Verein beizutreten. Beide Optionen bieten Anfängern und Fortgeschrittenen unter Anleitung von erfahrenen Instruktoren die Möglichkeit, ihr Know-how in verschiedenen Bereichen wie Technik, Fahrstil oder Fitness zu verbessern.

 

Sowohl Mountainbike-Schulen als auch MTB-Vereine bieten nicht nur regelmäßige Touren und Veranstaltungen an, sondern auch Trainingsprogramme, Fortbildungscamps und Reisen. Durch die Teilnahme an solchen Angeboten können Teilnehmer ihr Mountainbike-Know-how erweitern und von den Erfahrungen der Trainer sowie der anderen Teilnehmer profitieren.

Ob du nun in einer Mountainbike-Schule oder einem MTB-Verein lernst, eines ist sicher: Wer regelmäßig an seinen Skills arbeitet, neue Techniken ausprobiert und sich regelmäßig in den Sattel schwingt, kann sein Gefühl für das Rad sowie sein Können und Wissen auf eine neue Stufe heben und somit ein noch intensiveres Fahrerlebnis auf den Trails erleben.

Schlusswort

Obwohl die Rhön keine Trails hat, die mit den Alpen vergleichbar sind, lässt sich hier problemlos der Leidenschaft des Mountainbikens nachgehen. Egal, ob man sich einen ganzen Sonntag am Kreuzberg oder in Bad Orb Zeit für das Hobby nimmt oder nach Feierabend eine schnelle Runde im heimatlichen Waldstück dreht – es gibt immer Möglichkeiten, auf seine Kosten zu kommen. Die Rhön bietet eine perfekte Balance zwischen anspruchsvollem Gelände und der Möglichkeit, die Natur zu genießen.

 

Und wenn wir ehrlich sind, ist es vielleicht sogar ganz gut so, dass die Rhön nicht als riesige Mountainbike-Region bekannt ist. So bleibt mehr Trail für uns übrig! 😊

Adrian Richter

Adrian Richter

Adrian ist leidenschaftlicher Mountainbiker und Outdoor-Enthusiast, der seit seiner Jugend auf zwei Rädern unterwegs ist. Die Herausforderungen und die Freiheit, die das Leben draußen bietet, haben ihn schon früh begeistert und seitdem lässt er keine Gelegenheit aus, neue Abenteuer zu erleben“

Der Pacific Crest Trail

Der Pacific Crest Trail

Der Pacific Crest Trail – kurz PCT – ist wohl einer der bekanntesten Fernwanderwege der Welt. Die 4265 km zwischen der Mexikanischen und Kanadischen Grenze haben vor allem durch den Film „Wild“ mit Reese Witherspoon aus dem Jahre 2014 viel Aufmerksamkeit bekommen. Seit dem machen sich jedes Jahr viele Menschen auf die lange Reise. Ich selbst konnte im Jahr 2021 Corona bedingt nicht den kompletten Trail ablaufen, habe aber in meinen 35 Wandertagen immerhin die 1000km Marke geknackt und nach dem Start in der Mojave Wüste die kompletten Sierra Nevada Berge sowie Teile aus den Northen Cascades in Washington genießen können. Die Kamera war dabei stets dabei und alles wurde im Detail in meiner 15-teiligen YouTube Serie dokumentiert.

Start in Los Angeles

Nach ein paar Tagen in Los Angeles ging die Wanderung für mich endlich am 31.Mai von Mojave aus los. Man benötigt ein Permit für die Wanderung und diese sind auf 50 pro Tag begrenzt. Ihr müsst euch also frühzeitig für die (kostenlosen) Permits anmelden, falls ihr den PCT selbst einmal wandern möchtet. Die California (CA) Section F ist bekannt für die wohl härteste Zeit auf dem PCT, da man hier mit den größten Strecken zwischen zwei Wasserquellen zu tun hat. Los ging es dann endlich am Tehachapi Pass, von dem auch Reese Witherspoon im Film „Wild“ ihre Reise gestartet hat. 137km Wüste lagen vor mir, welche ich in 5 Tagen bis zum Etappenende Walker Pass absolvieren wollte. Nach ca. 30 Minuten machte ich bereits erste Bekanntschaft mit der Thru Hiking community, alle unter einem Schatten-spendenden Baum gekercht. Es war ca. 11:00 Uhr Mittags und mir wurde erklärt, dass von dieser Uhrzeit keiner mehr in der Wüste wandern würde. Es ist einfach zu heiß! Wir hatten ca. 43°C an diesem Tag und bis 16:00 würden nun alle im Schatten liegen und sich ausruhen und erst Abends oder sogar nachts die Strecke aufholen. Da es für mich noch Tag 1 war, bin ich für ca. zwei Stunden weiter gelaufen und habe mir dann auch ein schattiges Plätzchen gesucht.

PCT Wegweiser
bei 43°C keiner mehr durch die Sonne
Unglaublich viele Windmühlen beim Blick zurück nach Mojave

Während des ersten Tages hat man sehr oft einen guten Blick auf die zahlreichen Windräder, die unterhalb der Berge auf der flachen und windigen Ebene aufgebaut sind. Ein sehr imposantes Bild, da man sie in diesen Mengen in Deutschland noch nicht vorfindet. Mein Körper musste sich erst einmal wieder an das Wanderleben gewöhnen, nachdem ich während der ersten Corona Lockdowns nicht wirklich viel aus dem Haus rausgekommen bin und auf jeden Fall in keiner Topform war. Glücklicherweise kann man sich sein eigenes Tempo aussuchen als Solo hiker und ich habe immer wieder kleine Grüppchen von „Trail Familien“ angetroffen. Hierbei handelt sich um Hiker, die sich im Laufe Ihrer Zeit auf dem PCT gut verstanden haben und sich dann zu einem Verbund zusammen organisieren. Oft wird hierbei weiterhin im eigenem Tempo gelaufen und die schnelleren Wanderer warten dann einfach auf die langsameren bei einem vorher abgemachten Camp spot.

Von Jung bis Alt, von top fit bis weniger fit

Super interessant was man alles an Charakteren auf dem PCT antrifft: Von Jung bis Alt, von top fit bis weniger fit und das Ganze ist auch sehr international. Ich habe nur ca. 30% Amerikaner getroffen und der Rest war ein schöner Mix aus Ländern und Kulturen, trotz der erschwerten Einreise durch die Corona Pandemie. Interessant war ebenso, dass trotz Pandemie alle 50 Startplätze pro Tag vergeben wurden, ich hätte hier mit etwas weniger Leuten gerechnet. In einem normalen Jahr muss man sich wirklich frühzeitig um die Permits kümmern.

Im Schnitt 27,5 km pro Tag

Im Durchschnitt lief ich 27,5km pro Tag durch die Wüste, ein guter Wert für die erste Woche auf dem Pacific Crest Trail und unter den herrschenden Bedingungen. Die Landschaften sind karg und trocken, es ist heiß und fast immer windstill. Die Mojave Wüste sieht aber nicht wie eine klassische Wüste aus und man es sich evtl. von der Sahara vorstellt. Es gibt keine Sanddünen, aber dafür viele Berge. Bäume findet man selten und teilweise hatte ich arge Probleme mir ein schattiges Plätzchen für die Mittagspause zu finden. Im Notfall musste ich mich zusammengekrochen direkt am Wegesrand unterhalb eines kleines Busches legen um mich etwas im Schatten ausruhen zu können.

Wüstenlandschaft in der Mojave
So stellt man sich nicht unbedingt eine Wüste vor, statt Dünen gibt es Berge
Immer mit dabei war mein TOAKS LIGHT Titanium 650ml Pot

Ich war fast immer alleine unterwegs im ersten Abschnitt der California (CA) Section F und habe mich jeden Abend auf mein Essen gefreut. Davon hatte ich übrigens viel zu viel dabei und direkt an Tag 2 den Nicknamen „HeavyPack“ bekommen. Ich hatte eigentlich schon genug Essen, aber dann hat mir mein Couchsurfing Host in Los Angeles noch seine Lieblings Ramen mitgegeben und am Ende hatte ich geschätzt doppelt so viel Essen wie benötigt dabei. Dazu kamen noch knapp 8 Liter Wasser und mein Laptop und zack hatte ich meinen Trail Namen bekommen. In meinem PCT Highlight Video Nummer 1 könnt ihr euch einen genaueren Überblick über meine Kochsessions und Einkaufslisten machen. Beim Kennenlernen von anderen Wanderern habe ich so immer gefragt, ob jemand etwas zu wenig Essen hat und der ein oder andere hat sich über ein paar Extra Rahmen Rationen sehr gefreut.

Trail Angels stellen Wasser bereit

Die Tage fühlten sich langsam normaler an und ich bin schnell in meinen Rhythmus gekommen. Generell war ich etwas schneller unterwegs als die meisten anderen, aber durch meine Pausen zum Filmen und fotografieren ca. gleichschnell am Ende. Die Hitze wurde noch schlimmer und teilweise hat man bis zu 65km kein Wasser, hier muss also gut geplant und durch diverse Apps immer die neusten Infos zur nächsten Quelle in Betracht gezogen werden. Der Abschnitt von „Landers Spring“ zum „Walker Pass“ zum Beispiel ist einer der längsten und muss das Wasser gut rationieren und hoffen, dass die Trail Angel unterwegs Wasser bereitstellen.

Das passierte in meinem Fall zum Glück und obwohl es nach ein paar Stunden ohne Wasser schnell zu einem extrem trockenen Mund kam, war ich nie wirklich in Gefahr durch Wassermangel. Man hat zum Glück auch immer viele andere Wanderer um sich herum und kann sich gegenseitig umeinander kümmern. Ich würde es also nicht als gefährlich beschreiben solange man auf dem Weg bleibt. Als besonders angenehm kann ich es aber auch nicht darstellen, man kann es förmlich kaum abwarten aus der Wüste rauszukommen nach den ersten Wochen in der Hitze und Trockenheit.

Ein kleiner Auszug aus meinem Essensvorrat
Hitze und Wassermangel wurden zur Normalität in der Wüste
Dank Trail Angel kann man auch Abschnitte von 65km zwischen zwei Quellen ermöglichen

Mein Körper und vor allem mein Fuß waren einfach nicht vorbereitet

Die meisten der Quellen waren auch fast ausgetrocknet und teilweise hat das Auffüllen einer Wasserflasche bis zu 10 Minuten gedauert. Meine absolute Lieblingsquelle kam dann am Ende des dritten Tages im „Landers Camp“ mit einer Wanne voller glasklarem, sauberen und vor allem kalten Wasser. Hier konnte ich mich zum ersten Mal auch etwas frisch machen und ohne Einschränkungen trinken – einfach super und meine Reaktion dazu könnt ihr am Ende des ersten PCT Videos sehen.

Für die nächsten Tage wurde dann auch alles etwas angenehmer, da ich mich an die üblichen Blasen und die heiße Umgebung gewöhnen konnte. Alles wurde etwas einfacher von nun an, jedoch musste ich am fünften Tag in der Wüste feststellen, dass ich es evtl. doch etwas zu motiviert angegangen bin. Mein Körper und vor allem mein Fuß waren einfach nicht vorbereitet genug und am Ende der ersten Etappe nach 137km hatte ich schon starke Schmerzen beim Auftreten bekommen. Glücklicherweise hatte ich es bereits zum Walker Pass geschafft und aus einem Resupply stop in der Nähe gelegenen Stadt Lake Isabella wurde daraufhin eine 4-Tage lange Pause, um meinem Körper und den Fuß etwas Ruhe zu gönnen. Das Motel war so gut wie leer und ich hatte den ganzen Pool alleine für mich, perfekt!

Der härteste, heißeste, trockenste und generell unangehmsten Teil des PCT

Das war also mein Einstieg auf dem Pacific Crest Trail und ich wurde oft gefragt, wieso ich genau an diesem Punkt eingestiegen war. Ausnahmslos alle Thru hiker, die bereits von der Mexikanischen Grenze aus losgewandert sind, urteilten über den California (CA) Abschnitt F als den härtesten, heißesten, trockensten und generell unangehmsten Teil des PCT bisher. Für mich war es aber wichtig, zumindest einen Teil der Wüste ablaufen zu können. Nun hatte ich noch weitere ca. 100km Wüste vor mir, bis ich im berühmten Kennedy Meadows ankommen würde. Dieser Punkt stellt das Ende der Wüste da und den Anfang der Sierra Nevada Berge, welche meine neue Heimat für die nächsten Wochen sein würden. Mehr dazu erfahrt ihr im nächsten Teil der drei-teiligen Serie. Die Impressionen der Wüste und meiner Kochsessions könnt ihr euch nun auch noch einmal als 8-minütiges Video anschauen – viel Spaß damit und bis zum nächsten Mal!

Die erste richtige Wasserquelle im „Landers Camp“ war sicherlich eines der Highlights auf der ersten Etappe
Körper und Seele erholen sich dank leerem Motel Pool wieder schnell
traumhafter Sonnenuntergang am Mt. Whitney

Schlusswort

Ich hoffe meine Reise durch den PCT hat euch gefallen. Schaut gerne einmal in die komplette Pacific Crest Trail Video Serie rein für die kompletten Details und weiter geht es auf meinem YouTube Kanal mit einer neuen Serie über meine Wanderungen in Nepal auf dem Jiri nach Lukla hike und dem Three Passes Trek ganz in der Nähe vom Everest. Lasst gern ein Abo da wenn ihr weiter an meinen Wander Abenteuern teilhaben möchtet!

Es folgen

  • Der Pacific Crest Trail – die Berge
  • Der Pacific Crest Trail – die Seen
Christopher Heil

Christopher Heil

Chris on Tour

Einer meiner größten Leidenschaften ist das Reisen und ich habe einen großen Teil meines Lebens damit verbracht. Berglandschaften rauben mir dabei immer wieder den Atem und ich fühle mich generell in der Natur am wohlsten. Städte Trips hingegen versuche ich immer auf ein Minimum zu beschränken. In meinem Reiseblog www.chrisontour84.de teile ich meine schönsten Bilder, Videos und Trip Reports. Ab und zu findet ihr bei mir auch spezielle Themen wie Reisekosten, Ausrüstungstests und eine Vorschau auf neue Trips.

Kepler Track Neuseeland im Winter

Kepler Track Neuseeland im Winter

Die 60 km-Rundtour auf dem Kepler Weg der Südinsel von Neuseeland ist in normalen Umständen eine leichte Wanderung. Kommt man jedoch im Frühling oder sogar Winter, wird man dank Schnee eine gänzlich andere Erfahrung machen. In diesem Beitrag möchte ich euch meine Eindrücke auf dem verschneiten Kepler Track präsentieren und somit zumindest ein virtuelles Reisen etwas ermöglichen in unserer aktuellen Welt.

Der Fiordland-Nationalpark ist ohne zu übertreiben einer der schönsten Gegenden in Neuseeland, und das ist schon eine Aussage für ein Land, welches weltberühmt für seine Landschaften ist. Im September 2017 sind wir aufgebrochen, um den Kepler Track im Winter zu begehen im Frühling auf der Südhalbkugel. Zusätzlich zum folgenden Bericht könnt ihr euch auch gerne mein passendes Video dazu noch anschauen! Snow Hiking on the Kepler Track during Winter

Tag 1

Der erste Tag startet beim Kepler Carpark in der Nähe von Te Anau. Es geht zunächst durch leichtes Gelände am Te Anau See entlang mit schönen Fernsichten auf die Schneebedeckte Berge. Der Weg schlängelt sich danach langsam durch einen Wald in Richtung Luxmore Hut.  Kurz bevor ihr dort ankommt werdet ihr mit den ersten super Ausblicken auf Te Anau belohnt. Die Hütte liegt auf 1,085 m  und nach dem Anstieg vom See habt ihr dort ca. 900 Höhenmeter hinterlegt.

Übersichtskarte Kepler Track Neuseeland

In der Luxmore Hütte angekommen machen wir Bekanntschaft mit zwei Wanderen aus Frankreich, welche die gleichen Pläne haben und zusammen gehen wir mit dem anwesenden Ranger alle Details zum Trek durch. Laut Wetterbericht werden die Verhältnisse weiterhin perfekt und die Lawinengefahr dank festem Schnee und ohne frischem Neuschnee relativ gering bleiben. Der Kepler Track ist im Schnee mit Vorsicht zu genießen. Es gibt vielzählige Lawinenfelder und man sollte hier unbedingt zunächst mit dem DOC Ranger (Department of Conservation) vor Ort in der Luxmore Hütte sprechen, bevor man von dort weitergeht.

Wir entschließen uns dazu, die Lage am heuten Nachmittag schon einmal etwas genauer unter die Lupe genommen und wandern zusammen zum 1,472 m hohen Mount Luxmore. Von dort haben wir schon eine gute Sicht auf die ersten Felder und entschließen uns, bei weiterhin guten Verhältnissen morgen früh den kompletten Track durchzuführen. Ich bleibe noch etwas länger um die Aussicht vom höchsten Punkt in der Gegend zu genießen und wandere schließlich auch zurück zur Hütte, gönne mir ein warmes Abendessen und schlafe voller Vorfreude auf den nächsten  Tag ein.

Tag 2

Der zweite Tag begrüßt uns mit einem wunderschönen Sonnenaufgang über den Wolken, welche sich nun unter uns befinden und das komplette Land bedecken. Solche Anblicke sind immer wieder eine Augenweide! Wir checken die letzten Wetterdaten und freuen uns darüber, dass sie weiterhin perfekt für unseren Plan sind. Der Weg führt uns von der Luxmore Hütte zunächst zum Luxmore Saddle auf 1,400 m. Hier bieten sich bereits die ersten super Aussichten auf die Berglandschaft vor uns.

Der Schnee ist ca. knöcheltief und super schön fest – es lässt sich wunderbar darin laufen und auch die Hänge sehen sehr fest und Lawinen sicher aus. Blauer Himmel, viel Sonnenschein und weiße Wolken bieten uns traumhafte Wetterverhältnisse und wir sind überglücklich. Nach einer Pause am Forrest Burn Shelter geht es über eine Ridge weiter Richtung Hanging Valley Shelter. Die Landschaft um uns ist nun absolut überwältigend!

Von hier an geht es nun langsam wieder abwärts und nachdem nun auch langsam erste graue Wolken am Horizont erscheinen, sind wir glücklich die Lawinen Passagen ohne Probleme überstanden zu haben. Über eine eingeschneite Leiter geht es nun wieder zum Abstieg in Richtung Iris Burn Hut  auf 497 m. Dort angekommen schauen wir uns noch den nahegelegenen Wasserfall an und legen uns nach unserem Abendessen in der komplett leeren Hülle in unsere Schlafsäcke. Im Sommer muss man hier Monate im Voraus einen Platz reservieren!

Tag 3

Am dritten Tag geht es im schnellen Tempo ohne vielen Höhenmeter über Shallow Bay zur Moturau Hütte auf 180m. Wir kommen schon relativ früh Mittags an und hätten den Rest des Kepler Tracks noch am gleichem Tag erledigen können. Jedoch ist die Lage der Hütte so unglaublich schön am See gelegen, dass wir uns dazu entscheiden, hier noch einmal einen kompletten Tag und eine Nacht zu verbleiben. Wir sind komplett allein und können im eiskalten Wasser baden gehen während die Berg und See Landschaften um uns den Atem rauben. 

Der letzte Abschnitt am Folgetag zum Exit Point „Rainbow Beach“ ist ein sehr kurzer und wird von uns innerhalb kurzer Zeit zurückgelegt. Wir hatten das große Glück, den Kepler Track im Schnee zu machen und sind überglücklich. Wie so immer in Neuseeland ist die nächste schöne Wanderung dabei schon wieder direkt um die Ecke.

Schlusswort

Hoffentlich konnte ich euch mit diesem Reisebericht etwas Fernweh geben in Zeiten, die uns leider kein Reisen in ferne Kontinente ermöglichen. Bis es wieder soweit ist und wir wieder reisen können, werde ich euch jeden Montag um 20 Uhr in meiner interaktiven Reiseshow die Highlights meiner bisherigen 106 Länder zeigen und auch zwei neue Videos pro Woche in meinem YouTube Kanal hochladen – schaut doch gern mal rein und abonniert wenn es euch gefällt J Bei Instagram bin ich natürlich auch aktiv für alle die sich nur gerne Bilder anschauen möchten.

Christopher Heil

Christopher Heil

Chris on Tour

Einer meiner größten Leidenschaften ist das Reisen und ich habe einen großen Teil meines Lebens damit verbracht. Berglandschaften rauben mir dabei immer wieder den Atem und ich fühle mich generell in der Natur am wohlsten. Städte Trips hingegen versuche ich immer auf ein Minimum zu beschränken. In meinem Reiseblog www.chrisontour84.de teile ich meine schönsten Bilder, Videos und Trip Reports. Ab und zu findet ihr bei mir auch spezielle Themen wie Reisekosten, Ausrüstungstests und eine Vorschau auf neue Trips.

Zweiter beim Ultra AFRICA Race in Mosambik

Zweiter beim Ultra AFRICA Race in Mosambik

Im Rahmen der sogenannten „Continental Challenge“ bei welcher man fünf bestimmte Etappenrennen auf fünf Kontinenten innerhalb von zwei Jahren zu absolvieren hat, stand nun „Ultra AFRICA Race!“ stellvertretend für den afrikanischen Kontinent in Mosambik an. Nach der Anreise über Frankfurt – Istanbul – Johannisburg nach Maputo folgte nach dem offiziellen Treffen der Teilnehmer eine sechsstündige Busfahrt zum Basecamp südlich der Hauptstadt. Hier bezog ich gemeinsam mit meinem späteren Zeltmitbewohner Gurkan Acikgoz aus der Türkei eine Lodge, ehe am Folgetag der Equipment- und Medical-Check zu absolvieren war. Es wurde geprüft, ob die Pflichtausrüstung sowie die vorgeschriebenen 2.000 Kalorien in Form von Lebensmitteln je Tag vorhanden waren. Außerdem galt es einer Untersuchung durch die zwei französischen Rennärzte standzuhalten.

Ein Rennen über 220 km und 3600 Höhenmeter

Nachdem alles für in Ordnung befunden wurde, startete der fünftägige Etappenlauf über 220 km und ca. 3600 Höhenmetern am Folgetag – Punkt neun Uhr.

Die erste Etappe mit 38 km beendete ich auf Platz 2. Auf dem letzten Kilometer konnte ich den Australier Jamie Hildage im Endspurt noch überholen, welcher überhaupt nicht mehr mit mir gerechnet hatte. Dieses Duell sollte mich noch die komplette Woche begleiten. Ursprünglich war geplant, zwei Kilometer weniger zu laufen, doch die Zahlungsforderungen des „Vorstehers“, des kleinen Örtchens, in welchem das erste Nachtlager vorgesehen war, waren dem Vernehmen nach zu hoch, weshalb wir einen Ort weitergelaufen sind.

Wir kampierten auf einer Freifläche in unmittelbarer Nähe einer Schule in Kanda. Die zahlreichen Kinder beobachteten das Geschehen neugierig und erste Kontaktaufnahmen zu den Einheimischen entstanden, welche uns Sportlern jederzeit herzlich und freundlich begegneten.

Die zweite Etappe

Tag zwei führte uns Läufer 37 km durch zahlreiche kleinere Ortschaften. Auf Platz drei liegend lief mein Zeltnachbar auf mich auf. Wir liefen einige Zeit zusammen, bis dieser unerwartet den Turbo zündete. Gurkan war bereits letztes Jahr bei dem Rennen aktiv und hatte Ortskenntnisse. Er ist amtierender Champion der Continental Challenge und ich wollte sein Tempo nicht mitgehen. Hier wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass es sich trotz aller Kameradschaft abseits der Strecke um einen Wettkampf handelte und es um Zeiten und Platzierungen geht. Ein paar Minuten später schloss ich wieder auf den türkischen Läufer auf, überholte ihn und kam mit einem Vorsprung von rund 9 Minuten im Tagesziel an.

Hier erwartete uns eine besondere Überraschung, denn das Camp war in Reichweite eines Sees – also nichts wie rein ins kühle Nass – eine Wohltat.

Sinnflutartiger Regen auf Etappe 3

Stage 3 über 45 km ging als Regenetappe in die Geschichte des Rennens ein. Unmittelbar nach dem Start hat es angefangen, sinnflutartig zu regnen. Glücklicherweise hatte ich im Vorfeld meine Ausrüstung wie Schlafsack, Isomatte, Bekleidung und Verpflegung bestmöglich wasserdicht im Rucksack verstauen können.

An diesem Tag war es mein persönliches Ziel, bis zum ersten Checkpoint vorne mitzulaufen, um dann etwas Geschwindigkeit rauszunehmen und mit den Kräften hauszuhalten. Bis dorthin ging es einige Kilometer bergauf und ich ärgerte mich oben angekommen, dass sich nicht alle Läufer der Spitzengruppe an der Tempoarbeit beteiligten. Die angeschlagene Pace drosselte ich somit ganz bewusst und war zufrieden, den anstrengenden Tag nach den letzten vier Kilometern durch knöcheltiefen Sand auf Platz 4 beendet zu haben.

Begegnung mit einer Black Mamba

Beim Zubereiten des Abendessens hatten wir vor dem Zelt eine etwas andere Begegnung. Es bewegte sich etwas neben unseren Füßen im Sand und es kam eine kleine Schlange – Black Mamba – zum Vorschein, welche innerhalb weniger Sekunden im Gebüsch verschwand. Wir waren also spätestens jetzt gewarnt ganz penibel darauf zu achten, stets unsere Zelte zu verschließen. Denn wo eine kleine Schlange unterwegs ist, sind die ausgewachsenen Exemplare nicht weit entfernt.

Die längste Etappe des Rennens

Am Folgetag stand mit 53 km die längste Etappe des Rennens an. Die ersten Stunden war ich mit dem späteren Gewinner des Rennens, dem Rumänen Iulian Rotariu sowie dem bis dahin zweitplatzierten Australier unterwegs und das Tempo wurde verschärft. Hinter uns klaffte eine große Lücke und ich hatte mir vorgenommen, den Tag vor dem auf Platz 4 liegenden Champion aus der Türkei zu beenden, um vielleicht die Möglichkeit nutzen zu können, um vielleicht doch ein Platz unter den TOP 3 am Ende des Rennens einnehmen zu können – was ein Gedanke…

Da mir das Tempo etwas zu hoch war, habe ich die zwei starken Läufer vor mir ziehen lassen, fühlte mich jedoch in der von mir gewählten Laufgeschwindigkeit pudelwohl, in der Überzeugung den Tag auf Platz 3 abzuschließen. Plötzlich tauchte einige hundert Meter vor mir ein schwarzer Punkt auf, welcher sich gerade eine steile Sanddüne hocharbeitete – Jamie…

Just in dem Augenblick, als ich die Situation realisieren konnte, drehte sich mein Kontrahent um, sah mich in der Ferne und fing wieder an zu beschleunigen. Doch seine Bewegungen sahen nicht mehr leichtfüßig aus und er streute immer wieder kurze Gehpausen ein. Mit den Erfahrungen des ersten Tages arbeitete ich mich Meter für Meter näher ran, bis sich ein regelrechtes Duell zwischen uns entwickelte, bei welchem ich das bessere Ende für mich verbuchen konnte – eine Minute und 20 Sekunden Vorsprung am Tagesziel – Platz 2.


Foto (c) 2019 Canal Aventure / Gabriel Pielke

Besuch einer Schule mit Überraschungen für die Kids

Der letzte Tag startete mit einem Besuch in einer Schule. Wir wurden durch die anwesenden Lehrer offiziell begrüßt und durften kleinere Aufmerksamkeiten (Malbücher, Buntstifte) überreichen. Ich konnte in den Tagen zuvor beobachten, dass die Kids an vielen Orten mit einem aus Textilien zusammengebundenen Ball Fußball spielten. Als absolutes Highlight der Schüler erhielten diese einen „echten“ Fußball ausgehändigt. Eine solche Begeisterung und Freude habe ich zuvor selten miterleben können.

Die längste Finish-Line der Welt am Indischen Ozean

Sportlich gesehen wurde das Rennen am letzten Tag durch eine 47 km lange Strecke abgeschlossen. Ich konnte mir bis dato tatsächlich einen Vorsprung von einer Stunde und 15 Minuten auf Platz 4 erarbeiten und wollte auf keinen Fall meinen dritten Platz mehr hergeben. Es galt also „nur“ meinen türkischen Kumpel nicht vorbeiziehen zu lassen, um das Heft des Handels selbst in der Hand zu behalten. Also preschte ich nach dem Startschuss einfach los. Mental bin ich übrigens keine 47 km gelaufen, sondern 12 km bis zum ersten und 15 km bis zum zweiten Checkpoint. Die letzten 20 km direkt am Indischen Ozean habe ich mir als längste Finish-Line der Welt vorgestellt.

Foto 2 (c) 2019 Canal Aventure / Gabriel Pielke

Bis kurz hinter dem ersten Kontrollpunkt war ich ganz alleine im mosambikanischen Busch unterwegs. Ich genoss das Laufen und die zahlreichen Begegnungen mit Land und Leuten soweit das überhaupt möglich war. Irgendwann schloss der Gesamtführende auf mich auf und wir bildeten ein Laufduo. Iulian ist ein wahrer Sportsmann und nahm Rücksicht auf mich und meine Geschwindigkeit. Nachdem wir ein kleines Örtchen passiert hatten, bekam ich zufällig die Info, dass der Vorsprung des Australiers auf Gesamtrang 2 von 45 Minuten auf ca. 25 Minuten geschmolzen sei und es waren noch einige Kilometer zu absolvieren. Einer weiteren Motivationsspritze bedurfte es somit definitiv nicht mehr, mein Kampfgeist war nun richtig geweckt.

Der letzte Checkpoint wurde nach dem Überqueren zahlreicher Dünen erreicht, welche mir nochmals viel Kraft und Konzentration abverlangten. Hier trennten sich dann die Wege mit meinem treuen Begleiter. Ich befüllte ein letztes Mal meine Flaschen und rannte eine hohe Düne in Richtung Indischer Ozean runter – noch 20 km – nur noch 20 km bis in Ziel und hinter mir ist weit und breit kein Läufer zu sehen.

Extrem starker Gegenwind und Regen

Wer gedacht hatte, dass man das letzte Teilstück mal eben ganz locker absolvieren konnte, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Extrem starker Gegenwind, Regen, hohe Welle, welche an die Brandung klatschten und unendliche Weiten vermittelten mir das Gefühl, überhaupt nicht von der Stelle zu kommen. Ich verpflegte mich trotzdem immer weiter mit Wasser, Datteln, Feigen und in regelmäßigen Abständen mit Salztabletten, auch wenn mir von zahlreichen Litern Wasser in meinem Bauch schon längst übel war. Bis auf wenige Fischer entlang des Ozeans war keine Menschenseele ausfindig zu machen.

2. Platz unter dem Zielbogen am Strand von Jangamo

Nach 5 Stunden, 38 Minuten erreichte ich dann endlich den Zielbogen am Strand von Jangamo. Gurkan Acikgoz kam etwa eine halbe Stunde nach mir an, was für mich definitiv Platz 3 bedeutete. Da Jamie Hildage rund 70 Minuten nach mir die Finishline erreichte, konnte ich den Rückstand tatsächlich noch aufholen und nach dem völlig verdienten Sieger aus Rumänien den 2. Platz beim Ultra AFRICA Race belegen – was eine Aufholjagd.

Neben dem sportlichen Erfolg haben mich beim fünftägigen Etappenlauf über 220 km durch den mosambikanischen Busch mit einigen Herausforderungen und Positionskämpfen Land und Leute sehr beeindruckt/berührt. Die Offenheit, Gastfreundschaft und Fröhlichkeit der Leute – insbesondere der Kinder – werde ich nie vergessen…

Sascha Gramm

Sascha Gramm

www.sascha-lauftrainer.de

Seit über 20 Jahren aktiver Ausdauersportler, der immer auf der Suche nach neuen, sportlichen Herausforderungen ist. Mittlerweile auch als Laufrainer unterwegs, um Interessierten mit großer Freunde und Leidenschaft die zahlreichen Vorzüge des Laufens zu vermittlen. Für eine Challenge-Teilnahme mit Joey Kelly stand das Team von Doorout mit Rat und Tat zur Seite. Seitdem resultiert ein regelmäßiger Austausch zudem auch das Verfassen von diversen Blogbeiträgen zählt

EXTRATOUR KELTENPFAD

EXTRATOUR KELTENPFAD

Ausgangspunkt dieser Extratour ist das Keltendorf bei Sünna. Hier liegt auch das Kelten-Hotel Goldene Aue wo Wanderer und Besucher des Keltendorf Übernachtungsmöglichkeiten finden und sich bei guter Küche stärken können.

Auf dem Keltenpfad, welcher mit einem roten K gekennzeichnet ist, gilt es also auf Spuren der Kelten die Rhön zu erkunden. Die Überreste aus der Zeit der Kelten sind wohl ca. 2500 Jahre alt. Und über das Leben aus dieser Zeit kann man sich im Keltendorf informieren.

Um den Öchsenberg und den Dietrichsberg verläuft der Weg überwiegend in Buchenwäldern und bietet an vielen Stellen eine herrliche Aussicht und bei gutem Wetter tolle Fernblicke.

Hinter dem Hotel steigen wir also auf einem kurzen Pfad ein, der durch ein Tor zur oberhalb verlaufenden Straße führt. Nach etwa 500 Metern muss man sich entscheiden welche Runde man zuerst laufen möchte.

Die hier beschriebene Variante folgt erst zum Geiskopf am Dietrichsberg ( 669 m ) und seinen bizarren Basaltsäulen, wo sich die vulkanische Geschichte der Rhön erahnen lässt.

Immer wieder gilt es schmalen Pfaden zu folgen, jedoch verläuft der überwiegende Teil des Weges auf Wald- und Forstwegen. Für meinen Geschmack dürfte es bei dem Namen Keltenpfad auch etwas mehr Pfad sein.

Aber auch so ist der Weg sehr angenehm zu laufen. Auf Höhe des Ortes Wölferbütt steigt der Wanderweg das erste Mal so richtig an, und es gilt bis zum Aussichtspunkt am Geiskopf ganze 200 Höhenmeter zu bezwingen.

Bevor man jedoch die Aussicht am Steinernen Meer genießt, sollte man kurz dem kleinen Trail zu den Basaltsäulen folgen. Dieser ehemalige Steinbruch liegt kurz unterhalb des Geiskopf. Hier bietet ein Unterstand auch Möglichkeit zur Rast und man kann sich in das Wanderbuch eintragen.

Danach geht es wieder etwas abwärts, vorbei am heutigen Steinbruch am Dietrichsberg. Sobald man den Wald hinter sich lässt, hat man einen Blick auf Sünna und die Kaliberge von Unterbreizbach und Heringen.

In der Nähe des Startpunkts der Tour kreuzt man die Straße und gelangt auf die Seite des Öchsenberg ( 627 m ). Hier kommt der Begriff Pfad auch endlich mal zur Geltung. Dieser Teil des Rundweges ist meiner Meinung nach der schönere Abschnitt.

Der Weg verläuft einmal komplett um den Berg um oberhalb von Vacha erneut einen ordentlichen Anstieg zum Keltenkreuz auf dem Gipfel des Öchsenberg hinzulegen. Vorbei an der Öchsenberghütte und über eine kleine Stahltreppe gelangt man auf das Plateua von dem aus man einen tollen Rundumblick hat.

Von hier aus geht es nochmal etwa 1,5 Kilometer abwärts zum Ausgangspunkt am Keltendorf. Am Ende zählt das Garmin 18,8 Kilometer und 624 Höhenmeter.

Stefan Feldpusch

Stefan Feldpusch

Freelancer by doorout.com

Wenn es die Zeit zulässt, bin ich so oft es geht gerne aktiv draußen unterwegs. Egal ob Klettern, Bergsteigen, Wandern, Mountainbiken oder im Winter mit den Langlaufskiern. Im Sommer gerne mit dem Zelt oder dem Caddy-Camper unterwegs und noch dazu seit einigen Jahren Outdoor-Blogger mit Herz auf dem eigenen Blog www.see-you-on-the-outside.de, sowie als Klettertrainer beim DAV aktiv. Als Freelancer im Doorout-Team seit 2017.