Warum sind diese Schäden dann bei Luftvorzelten so ein exponiertes Thema?
Da kann man nur mutmaßen. Im Grunde denke ich, dass es dafür mehrere Ursachen gibt, die das Thema so präsent werden lassen. Ich habe hier die aus meiner Sicht wichtigsten aufgelistet:
1. Ich hatte mein altes Vorzelt seit vielen Jahren im Einsatz und UV-Strahlung war kein Thema! Beim Umstieg auf ein Luftvorzelt habe ich mir daher diesbezüglich keine Gedanken gemacht.
Hier muss man sich ein wenig den Markt anschauen. In Deutschland werden – gerade für Wohnwägen – bisher sehr stark Volleinzugs-Vorzelte verwendet. Diese stammen typischerweise von den großen Herstellern: DWT, Brand, Herzog, Isabella, WIGO und Co. Diese Zelte haben ab einer Preisklasse von ca. 1.000 EUR aufwärts (abhängig von der Größe) und bestehen in aller Regel aus Materialien, die einen starken UV-Schutz aufweisen.
Zum Einsatz kommen hier zum Beispiel: PVC beschichtetes Polyester, TenCate All Season, Mehler Tex, Isacryl (Isabella).
Als besonders UV-beständig erweist sich die PVC Beschichtung und die Spezialgewebe aus Acryl oder Acrylat beschichteten Materialien. Diese Materialien sind überwiegend aus europäischer Produktion und werden hier in Europa zu fertigen Zelten verarbeitet.
Viele haben das Vorzelt auch mit dem Wohnwagen zusammen gekauft – oft im Paket. Dabei wird auf die gängigen passenden Modelle zurückgegriffen. Diese haben dann in aller Regel zumindest ein PVC Dach und damit ein Zeltdach, welches den UV-Strahlen trotzt.
2. Was ist nun bei Luftvorzelten anders als bei den gewohnten Stangen-Vorzelten?
Die Luftvorzelte kommen aus einer anderen Marktnische, die in Deutschland bisher eher eine untergeordnete Rolle spielte: den leichten Reisezelten. Das ist auch folgerichtig, da es mit der Lufttechnik ja darum geht, den Auf- und Abbau weiter zu vereinfachen – also gerade ideal für häufige, kurze Einsätze! Diese leichten Reisezelte waren (und sind) auch mit Gestänge zu haben. Sie liegen dann in einer Preisregion von ca. 400 – 500 EUR. Das verwendete Material ist dabei dann sehr leicht und weist ein geringes Garngewicht von 150D auf.
Aus diesem Material wurden dann auch die ersten Luftvorzelte gefertigt. Als typischer Vertreter sei hier das Doréma Magnum Air in der Weathertex Ausführung erwähnt. Dies kostet in der 260cm breiten und 240cm (62400) tiefen Ausführung 665 EUR und damit ca. 35% mehr als ein vergleichbares Stangenzelt.
Bei den verwendeten Materialien handelt es sich dann in aller Regel um ein einseitig PU-beschichtetes Polyester. Die Beschichtung ist dabei vollflächig auf der Innenseite aufgebracht. Außen wird das Material durch die Imprägnierung geschützt. Diese Materialkombination ist die im Familienzelt-Bereich (freistehende Zelte, keine Vorzelte) wohl am häufigsten verwendete und dort fest etabliert.
Die Vorteile dieses Materials: geringes Gewicht bei hoher Stabilität, schnelle Trocknungsfähigkeit, robust und unempfindlich auch bei häufigen aus- und einpacken.
Die UV-Stabilität ist bei diesem Material allerdings nicht im Fokus, da sie ja ursächlich für häufigere Kurzeinsätze gedacht sind. Dies ist vergleichbar mit Familienzelten.
3. Ist irgendwo geregelt, was für Zelttypen es gibt und wodurch sie sich kennzeichnen?
Unabhängig von der Gestängeart (Luft, Stahl, Alu, Carbon etc.) gibt es die DIN EN ISO 8936 in der 4 Vorzelttypen definiert sind. Hierbei geht es tatsächlich primär um die Einsatzhäufigkeit, -dauer und die Jahreszeiten.
a. Leichtgewichtvorzelt (Typ L)
„Vorzelt für häufigen Auf- und Abbau geeignet, dessen Merkmale eine einfache Anwendung und Leichtigkeit sind, mit einer Gesamtmasse von höchstens 2,75 kg/m2 für die Grundfläche, und das für eine Dachlast von 25N/m2 (+/-2) geeignet ist.“
b. Reisevorzelt (Typ T)
„Vorzelt für den häufigen Auf- und Abbau geeignet sowie für alle Jahreszeiten geeignet, jedoch nicht im Winter unter Schneebedingungen, mit einer Dachlast von mehr als 50N/m2 (+/-2).“
c. Dauercampingvorzelt (Typ R)
„Vorzelt für die ständige Nutzung über längere Zeit, auch für geringe Schneebelastung und eine Dachlast von bis zu 200N/m2 (+/-2) geeignet.“
d. Wintervorzelt (Typ W)
„Vorzelt für alle Jahreszeiten, für eine Dachlast von bis zu 750N/m2 (+/-2) geeignet.“
Die bekannten Luftvorzelte fallen also eigentlich alle in die Kategorien „L“ und „T“.
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