Zweiflammenkocher mit Piezo-Zündung
Lesezeit: 15 - 20 min.Autor: Stefan Feldpusch

Wer gerne draußen in der Natur unterwegs ist, benötig früher oder später etwas zu Essen. Denn ohne Mampf kein Kampf, wie man sprichwörtlich sagt. Wenn man dabei dann nicht, auf die althergebrachte Art und Weise Feuer machen kann, ist es schön, wenn man dafür eine Gaskocher zu Hilfe nehmen kann, oder? Hier trennt sich dann die Spreu vom Weizen, denn in der Natur unterwegs sein, kann man auf viele Arten. Wer mit dem Rucksack auf einer längeren Tour im Freien unterwegs ist, oder sich z.B. bei einer Klettertour nur mal einen Kaffee kochen will, der greift sicher zu einem kleinen Trekkingkocher. Wenn Du aber mit einem größeren ZeltCamper, Wohnwagen oder Wohnmobil unterwegs bist, eignet sich definitiv ein größerer Gaskocher. Müssen damit mehrere Personen verpflegt werden, empfiehlt sich ein zweiflammiger Gaskocher. Und so kommt der neueste Gaskocher aus dem Hause Primus ins Spiel. Das gute Stück, mit dem klangvollen Namen Alika Stove, ist nicht gerade billig, macht aber beim genaueren Hinschauen einen guten Eindruck. Was er kann, und ob sich eine Anschaffung lohnt, darauf geben wir in diesem Testbericht eine Antwort.

umweltfreundliche Umverpackung des Alika Stove
zugeklappter Primus Alika Stove
geöffneter Alika Stove

Packst Du auch so gerne neue Produkte aus wie ich? Ich hab mich jedenfalls schon gefreut den Alika Stove aus seinem Karton zu befreien. Ein Detail, was mir gleich zu Beginn aufgefallen ist und auf das ich heut zu Tage sehr viel Wert lege, es kommt keine zusätzliche Plastiktüte oder ähnliches zum Einsatz. Soll heißen, der Gaskocher ist nur im umweltfreundlichen Karton verpackt. 

Mit 4,7 Kilogramm ist der Gaskocher bei weitem kein Leichtgewicht. Ein Materialmix aus pulverbeschichtetem Stahl, Edelstahl, Aluminium, Messing und Eichenholz macht einen hochwertigen Eindruck und wirkt extrem stabil. 

Das pulverbeschichtete Gehäuse aus Aluminiumdruckguss ist in klassischen Schwarz gehalten und schaut mit den drei darauf befestigten Eichen-Holzleisten sehr edel aus. 

Löst man die Arretierung auf beiden Seiten, lässt sich der Alika Stove leicht öffnen und gibt den Blick auf die Kochfläche frei. Das Innere besteht aus Topfauflagen aus emailliertem Stahl und Tropfschale aus Edelstahl und wirkt schlicht. Beides lässt sich leicht anheben und zum Reinigen des Gaskochers entfernen, bzw. separat reinigen.

Auf der Unterseite des Deckels ist noch der ausklappbarer Windschutz angebracht. Dieser wird bei Bedarf mit einem kleinen Bügel an der Topfauflage befestigen.

 

An der Vorderseite ist ein Tragegriff aus flexiblem Gurtband befestigt. Direkt daneben liegen auf beiden Seiten die Drehregler für die Gasflamme. Und Last but not Least finden sich die beiden Piezo-Zündungen ebenfalls auf der Front.

Schaut man sich den Deckel etwas genauer an, fallen einem die beiden Messingknöpfe an den Scharnieren auf. Zieht man diese leicht nach außen, lässt sich die Abdeckung komplett entfernen. Dies kann laut Primus dazu genutzt werden, um von allen Seiten zu Kochen. Will man den Deckel lediglich nur aufklappen, kann man diesen mit einem kleinen Metall-Bügel, welcher auf der Rückseite angebracht ist, feststellen.

Auf der Unterseite sind vier Kunststofffüße angebracht. Hier sieht es so aus, als ob man noch ein optionales Fußgestell anbringen könnte. Allerdings habe ich dazu bislang keine Informationen gefunden. In der Mitte des Bodens schauen zwei Messingknöpfe heraus, welche jeweils mit einem Splint gesichert sind. Hierüber lassen sich die beiden unterschiedlich großen Brenner lösen und zum Reinigen ausbauen. 

Des Weiteren ist die flexible Gas-Zuleitung auf der Unterseite angebracht und lässt sich, mittels Federbügel in einer dafür vorgesehenen Vertiefung, verstauen. An der Gasleitung hängt, neben einem Gefahrenhinweis, ein weiteres Hinweisschild mit der Information, dass der Gaskocher ordnungsgemäß geprüft und funktionsfähig ist.

geöffneter Kocher mit ausgeklapptem Windschutz
Rückansicht des geöffneten Kochers
geöffneter Alika Stove

Technische Details des Alika Stove

  • Höhe: 7,8 cm
  • Breite: 60,6 cm
  • Tiefe: 27,3 cm
  • Gewicht: 4700 g
  • geeignet für: 1 – 10 Personen
  • Zünder: Piezo Zünder
  • Leistung: 3900 W

Der Alika Stove im Praxistest

Natürlich liest man sich zu aller erst die Bedienungsanleitung durch, oder? Machst Du doch bestimmt genauso… Also ich bin eher der praktische Typ. Und mit etwas technischem Verständnis bekommt man das Ding doch schon irgendwie zum Laufen. Allerdings sei jemandem, der so einen Gaskocher überhaupt das aller erste Mal in Betrieb nimmt, ein Blick in die Bedienungsanleitung und auf die Gefahrenhinweise empfohlen!

Dort kann man dann so Dinge lesen wie: verwenden Sie den Gaskocher nur in gut belüfteter Umgebung, überprüfen Sie vor jeder Anwendung alle Dichtungen und Anschlüsse, stellen Sie den Gaskocher auf einen ebenen Untergrund, den Kocher nicht in der Nähe von brennbaren Stoffen, Gasen oder Flüssigkeiten verwenden, und noch weitere Hinweise. Alles Dinge die sich an sich von selbst verstehen, oder?

Danach kann es dann endlich losgehen. Für den ebenen Untergrund sorgt in meinem Fall eine 93 Liter Alubox aus dem Hause Alutec München, auf den ich den Kocher draufstelle. Dort drin befindet sich in der Regel auch das ganze Küchen-Koch-Equipment was man so dabei hat. Diese Boxen haben auf Grund ihrer Größe einen stabilen Stand. Wer es gerne etwas rückenfreundlicher mag, benötigt eventuell einen anderen Unterbau oder einen Camping-Küchentisch. Im Prinzip könnte man denn Gaskocher, je nach Gegebenheit, auch einfach auf den Boden stellen. Oder man hat vielleicht einen festen Ein- bzw. Ausbau in einem Minicamper mit einem extra Auszug für den Kocher. Da ich eine Caddy fahre, spiele ich tatsächlich mit diesem Gedanken rum. Aber mal abwarten.

Um den Deckel zu öffnen, werden die seitlichen Verschlüsse gelöst. Danach kann man den Gaskocher aufklappen und bei Bedarf die beiden Windschutzbleche in Position bringen. Damit sich diese nicht wieder von alleine einklappen, einfach die kleinen Bügel von der Topfauflage lösen und im Windschutz einhängen. Spätestens jetzt kommt das Thema Gas ins Spiel.

Gasanschluss & Adapter

Zum Betreiben des Alika Stove benötigt man natürlich eine Brennstoffquelle. Der angebrachte Regler ist von Haus aus für Gaskartuschen mit Schraubgewinde geeignet.

Kauft man den Gaskocher auf dem Deutschen Markt, liegt dem Ganzen ein Adapter für Gasflaschen (5 & 11 kg) bei. Welche weiteren Adapter es gibt und wie man diese schnell und einfach wechselt, erklärt ein kurzes Video von Primus. Besser bekomme ich es auch nicht erklärt. Aber soviel sei verraten, es ist kein Hexenwerk.

Gasanschluss, Adapter & Werkzeug

Hat man sich für eine geeignete Brennstoffquelle entschieden verbindet man diese mit dem Gaskocher. Gaskartuschen sind nach dem Anschließen direkt einsatzbereit. Bei Gasflaschen empfiehlt es sich, diese natürlich auch noch aufzudrehen, sonst bleibt das Essen kalt.

HINWEIS: Das Verbinden des Kochers mit einer 5 oder 11 Kilo-Gasflasche ist vom Adapter her ohne Probleme möglich. Allerdings ist beim Test aufgefallen, das die verbaute Gasleitung zu kurz ist. Selbst bei einer 5 Kilo-Gasflasche muss der Kocher erhöht stehen, damit es funktioniert. Andernfalls hängt der Alika Stove einseitig in der Luft. Von Primus gibt es für dieses Problem aber auch eine Lösung. Und zwar kann man optional einen Verlängerungsschlauch , welcher zwar nur für andere Kochermodelle ausgezeichnet ist aber auch mit dem Alika Stove funktioniert, erwerben. Der UVP liegt bei 32,95 € plus Versand. Bei einem Anschaffungspreis von rund 300 € nochmal rund 10 % investieren zu müssen, um diese Option gescheit nutzen zu können, finde ich nicht ganz so glücklich.

Primus User Manuel
Regler mit angeschlossener Gaskartusche
Regler mit Adapter für Gasflaschen

Zwei unterschiedliche Brenner mit Piezozündung

Auf der linken Seite findet sich der größere der beiden Brenner. Auf der rechten Seite somit der kleinere. Beide Brenner werden, nachdem man das Gas über den dafür vorgesehenen Regler aufgedreht hat, mithilfe der Piezozündung gezündet. Der so genannte Piezo-Effekt wurde Ende des 19. Jahrhunderts von zwei französischen Brüdern erfunden. Wie das Ganze funktioniert, lässt sich bestens im Internet recherchieren und nachlesen. Kurz und knapp: „mechanische Energie wird in elektrischer Energie umgewandelt und entzündet somit das Gas mittels kleinem Funken. Wer will, kann die Gasflamme natürlich auch mit einem Feuerzeug, einem Feuerstahl oder was auch immer entzünden. Die Stärke der Gasflamme lässt sich über die Regler ganz simpel anpassen.

Um den Brenner zu starten bedarf es aber zu Beginn ruhig etwas mehr Gas. Hat man das Gas zu wenig aufgedreht, springt der Funke im wahrsten Sinn nicht über. Mein Eindruck war hier, zu Beginn ruhig voll aufdrehen, und dann zum Kochen auf die gewünschte Intensität runterregeln.

großer Brenner
kleiner Brenner
Flammenbild des kleinen Brenners

Leistung des Alika Stove

Die Leistung der beiden Brenner ist mit einmal 3000 und einmal 3900 Watt angegeben. Mit dieser Leistung bringt man, laut Herstellerangaben, 1 Liter Wasser innerhalb von 3 bis 4 Minuten zum Kochen. Beim Testen habe ich nicht explizit auf eine Stoppuhr geschaut, aber das Wasser im Topf kocht wirklich in kürzester Zeit. Und ob es jetzt in 4,2o Minuten kocht oder doch schon nach 3,59 Minuten, ist mir persönlich relativ egal. Kurz und knapp kann ich aber behaupten, die Leistung passt! Der Gasverbrauch liegt laut Benutzerhandbuch 250-280 g/h/3,5-3,9 kW bei Butan mit einem Druck von 1 Bar. Mit solchen Angaben kann ich persönlich nicht viel anfangen. Ich weiß aber für mich, wenn die Gaskartusche leer ist, wird sie ausgetauscht.

360° Kocherlebnis und Topfuntersetzer

Primus wirbt ja damit, dass man mit dem Alika Stove ein 360° Kocherlebnis haben kann, wenn man den Deckel komplett vom eigentlichen Gaskocher trennt. Somit kann man quasi von allen Seiten Kochen. Ob man das wirklich häufig nutzt und unbedingt braucht, lass ich mal dahingestellt sein. Definitiv steigt dadurch aber der Gasverbrauch, da man dann ja keinen Windschutz mehr hat. Was ich persönlich aber als sehr cooles Gimmick erachte, ist die Tatsache, dass man den abgenommenen Deckel mit seinen Eichenholzleisten bestens als Topfuntersetzer nutzen kann. Steht dieser stabil, kann man Töpfe, die nicht weiter erhitzt werden müssen, zur Seite stellen.

Kaum hat man die Brenner gestartet und das Gas voll aufgedreht, beginnt sich der Stahl der Topfauflage in direkter Einwirkung der Gasflamme zu verfärben. Dieses Phänomen schimpft sich Hitzeoxidation und bringt regenbogenähnliche Farben zum Vorschein. Blitz und blank schaut der Alika Stove also nur aus, wenn man in der Verpackung belässt oder nicht nutzt. Bei dem Anschaffungspreis ist das sicher keine Option. Ich habe auch noch nicht davon gehört, dass der Wert eines Gaskochers steigt, wie zum Beispiel der einer Actionfigur oder eines seltenen Legosets die bei so manchem Sammler unbespielt in den Regalen stehen.

Also nur Mut und den Gaskocher dafür nutzen, wofür er gedacht ist. Die extragroße Kochfläche lässt übrigens das Kochen und großen Töpfen oder Pfannen, mit einem maximalen Durchmesser von 28 cm, zu. Somit kann man zum Beispiel einen Topf mit Nudeln aufsetzen und in einem zweiten Topf oder einer Pfanne eine leckere Soße dazu zaubern. Und das nicht nur in kleinen Mengen. So wird gekonnt eine mehrköpfige Familie schnell versorgt und man muss nicht in mehreren Etappen kochen. 

Reinigung des Alika Stove Gaskochers

Zum Reinigen lassen sich, wie oben schon mal erwähnt, die Topfauflage und die Tropfschale einfach herausnehmen. Ist der Alika Stove extrem verschmutzt und sind unter Umständen auch die Brenner in Mittleidenschaft gezogen worden, lassen sich auch diese Reinigen. Hier sollte man jedoch auf sehr viel Schaum oder zu viel Flüssigkeit verzichten. Idealerweise einfach nur mit einem feuchten Tuch abwischen, nachdem der Brenner abgekühlt ist. Sollte der Brenner doch mal defekt sein, kann dieser ausgebaut und ausgetauscht werden. Dafür dient der Splint auf der Unterseite des Gaskochers. Hierfür bedarf es aber fachmänische Hilfe und man sollte sich in so einem Fall an Primus direkt wenden. 

Für alle anderen Verunreinigungen gibt es natürlich zahlreiche chemische Mittelchen die man zur Reinigung nutzen kann. Wir mögen es dann doch etwas umweltfreundlicher und greifen daher gerne auf so Dinge wie Natronpulver und Zitronensäure zurück. Stark verschmutzen Stellen kann man zum Beispiel mit Natronpulver bestreuen, Zitronensäure drüberdräufeln und einwirken lassen. Aber auch hier sollte man bedenken, das Zitronensäure ebenfalls das Material angreift. Die Dosis macht bekanntlich das Gift. Danach mit einem feuchten Tuch alles abwischen. Alternativ empfiehlt sich auch ein biologisch abbaubares Geschirrspülmittel.

Topfauflage und Tropfschale kann man auch zu Hause mit in die Spülmaschine packen und dort reinigen. Ist man allerdings länger unterwegs, empfiehlt sich sicher schon eine Reinigung zu einem früheren Zeitpunkt. Sonst gehen hartnäckige Verschmutzungen höchstwahrscheinlich gar nicht mehr ab. Als nützliche Helferlein sind bei mir für solche Zwecke immer ein Putzschwamm und ein Küchentuch dabei.

Alika Stove auf Alubox als stabiler Untergrund
kleiner Brenner
Reinigung von Topfauflage und Tropfschale

Fazit

Mich hat der Primus Alika Stove voll und ganz überzeugt. Mit einem UVP von mehr als 300 € wird man sich die Anschaffung eines so edlen Kochers sicher gut überlegen, aber man bekommt ein hochwertig verarbeitetes Produkt von dem man sicher lange was hat, wenn man es hegt und pflegt. Die Handhabung ist einfach und alles funktioniert so wie es soll. Wenn man auf der Suche nach einem zweiflammigen Gaskocher zum Campen ist, sollte man sich den Alika Stove unbedingt mal ansehen. Dieser Gaskocher sieht nicht nur schick aus, sondern leistet auch, was der Hersteller verspricht.

Stefan Feldpusch

Stefan Feldpusch

Freelancer by doorout.com

Wenn es die Zeit zulässt, bin ich so oft es geht gerne aktiv draußen unterwegs. Egal ob Klettern, Bergsteigen, Wandern, Mountainbiken oder im Winter mit den Langlaufskiern. Im Sommer gerne mit dem Zelt oder dem Caddy-Camper unterwegs und noch dazu seit einigen Jahren Outdoor-Blogger mit Herz auf dem eigenen Blog www.see-you-on-the-outside.de, sowie als Klettertrainer beim DAV aktiv. Als Freelancer im Doorout-Team seit 2017.

Primus Alika Stove DE Gaskocher

304,95
9.4

PRIES/LEISTUNG

8.0/10

HANDLING

9.0/10

OPTIK

10.0/10

FUNKTION

10.0/10

VERARBEITUNG

10.0/10

Pros

  • Zweiflammen-Kocher
  • für Töpfe/Pfannen mit 28 cm Durchmesser geeignet
  • integrierte Piezo-Zündung
  • zwei individuell einstellbare Flammen
  • für Gaskartuschen mit Schraubverschluss und Gasflaschen geeignet
  • abnehmbarer Deckel kann als Untersetzer genutzt werden
  • Topfauflage und Auffangschale können zum Reinigen herausgenommen werden
  • integrierter Windschutz

Cons

  • hoher Anschaffungspreis
  • mit 4,7 kg kein Leichtgewicht
  • für Gasflaschen wird ein Verlängerungsschlauch benötigt
Index