Dachzelte waren nie auf meinem Schirm und nur im Rahmen der Abenteuer & Allrad und der damit verbundenen intensiven Beschäftigung mit Offroad Reisen kamen sie auf meinen Schirm. Nach Verwunderung zu Beginn fand ich die Idee immer interessanter: Auf dem Dach über den Dingen schlafen – und damit über eventuellem Matschboden – klang erstmal interessant. Zusätzlich eine richtige Unterlage und ein sehr schneller Auf- und Abbau klangen verlockend. Als bisheriger Wohnwagen-Camper erschien die Möglichkeit verlockend mit nahezu unveränderter Geschwindigkeit zu reisen. Also: ausprobieren.

Das Dachzelt ist ein James Baroud Space XXL. Es handelt sich dabei um ein Hartschalen Zelt, was mir vom Auf- und Abbau einfacher erscheint, da man es einfach auf- und zuklappt ohne das man Plane drüberziehen muss oder ähnliches. Space XXL da wir genau das brauchen: viel Platz, schließlich sind wir zu viert unterwegs. Das ist aber ambitioniert – vom Platzangebot wäre ein Softzelt sicher angebrachter.

Diese verfügen oft über einen Teil der über das Fahrzeug hinaus ragt und können so deutlich größere Liegeflächen realisieren. Vorgreifend kann man sagen, dass es für 4 sicher keine dauerhafte Lösung ist. Für Paare oder Paare mit einem (noch jungen) Kind ist die Fläche aber mehr als ausreichend.

Das Hartschalen-Dachzelt bietet keinerlei überdachte Fläche und so quasi nur eine Matratze. Alles andere findet im Kofferraum des Trägerfahrzeuges statt ( in diesem Fall ein Land Rover Discovery 5 ). Dort findet man etwas Schutz unter der aufgeklappten Heckklappe, aber bei leichtem Regen ist Flucht angesagt, da es sonst ungemütlich wird. Bei Wohnwagen und Wohnmobilen gibt es Vorzelte um den Lebensraum erweitern – aber was macht man als Dachzelter?

 

Vorzelt für das Auto: Heckzelt – natürlich mit Luft: Kampa Tailgator AIR!

Da ich ja eine gewisse Vorliebe für Luftgestänge besitze (zumindest bei Zelten die auf dem Boden stehen), bietet sich ein Luftzelt an. Die bekannten Luftvorzelte für VW Bus & Co gibt es in großer Auswahl, aber die sind schwierig mit dem Fahrzeug zu verbinden, da die Schluese für eine seitliche Anbindung (Schiebetür) ausgelegt ist und nicht für das Heck wo nun mal „das Leben“ stattfindet. Kann man sicher auch lösen, aber ein richtiges Heckzelt wäre natürlich eine klasse Option. Aktuell hat dies nur die Firma Kampa mit einem Luftgestänge im Sortiment und wir haben es zufällig auch in der Ausstellung…also einpacken und mitnehmen!

Der Aufbau unterscheidet sich nicht von anderen freistehenden Schleusenzelten. Die vier Ecken befestigen und dann aufpumpen. Zum Schluss noch den Dachschlauch einsetzen. Im Gegensatz zu den Kampa Wohnwagen- und Wohnmobilvorzelten mit Weathershield Pro Material gehört das Tailgator AIR zur „Travel Pod“ Serie. Hier werden die Schläuche unabhängig voneinader aufgepumpt und das Material ist auch dünner. Das spart Gewicht und für den Dachzeltreisenden noch wichtiger: hält das Packmaß klein! Bis hierher geht der Aufbau sehr zügig und dauert nur wenige Minuten.
Nun kann das Auto an die Schleuse gefahren werden. Dies war die „sportlichere Übung“, da das Gelände leicht abschüssig war, ich also hinten noch auf Keile auffahren musste. Die Herausforderung dabei ist, alles so zu positionieren, dass die richtige Höhe erreicht wird und man im richtigen Abstand zum Heckzelt steht. Letzteres passt, wenn die Heckschürze des Wagens die Schürze des Zeltes leicht berührt. Je nach Ausgestaltung des Fahrzeug-Hecks kann das aber natürlich unterschiedlich sein.

Die Abspannung an das Fahrzeug ist dann auch individuell. Die Schleuse ist dabei zweiteilig gearbeitet. Der äußere Teil hat oben eine kurze Schlaufe zur Befestigung an einer Dachreeling und ein längeres Band welches laut Anleitung an den Scheibenwischern befestigt werden kann. Nun habe ich ein englisches Auto bei dem die Scheibenwischer dem Wetter im Ursprungsland sicher angepasst sind, dennoch hätte ich arge Bauchschmerzen, Zug auf die Scheibenwischer auszuüben. Ist auch eine theoretische Überlegung, denn die Bänder sind deutlich zu kurz gearbeitet und reichen auch bei kleineren Kombis niemals bis zu den vorderen Scheibenwischern. Wir haben diese Bänder genutzt, um sie mit einer Schlaufe an der Dachreeling zu befestigen.

An den Seiten sind weitere Bänder die im Radkasten halt finden. Nun kann man das Querband der inneren Schleuse über die Heckklappe legen und diese öffnen. Dabei darauf achten, dass die Schleuse noch nicht zu sehr unter Spannung steht. Erst wenn die Klappe geöffnet ist und entsprechend überlappt, sollte man die Bänder festziehen.
Zu guter Letzt wird noch die Schürze unterm Heck an drei Punkten im Kofferraum befestigt. Die Bänder dafür sind ausreichend lang gearbeitet und ich denke in fast allen Kombis wird es Punkte geben, wo man sie einhaken kann.

Man sollte sich bei der Anbindung an das Fahrzeug nicht der Illusion hingeben, dass das 100% dicht wird. Ich würde nun nach dem dritten Aufbau sagen, dass ich es regendicht habe (auch wenn es wohl nicht praktisch getestet wird). Vollkommen zugdicht ist es aber nicht. Ich denke auch, dass es bei der Verschiedenartigkeit der Fahrzeuge und der Standsituationen kaum möglich sein wird. Leider kann man durch die Heckklappe auch nicht so einfach die Schleuse von innen verschließen und bei uns ist es auch so, dass der Kofferraum quasi die Theke für alles mögliche ist – wir haben sie nicht geschlossen während wir unterwegs waren. Klar, dadurch bleibt das Auto offen, aber Wertsachen etc. sind nachts natürlich mit ins Dachzelt gewandert. [Update: Nach dem Schreiben des Artikels habe ich es ausprobiert. Die Schleuse lässt sich problemlos schliessen – man kann das Zelt also von innen winddicht verschließen!]

Insgesamt ist das Zelt eine echte Bereicherung und für uns als Familie fast die einzige Möglichkeit, ein paar Tage mit dem Dachzelt unterwegs zu sein. Nur so kann man Tisch und Stühle Abend einfach reinstellen, kann die Taschen mit Klamotten im Zelt lassen und abends noch sitzen, wenn es draußen schon zu kühl geworden ist. Das Zelt verfügt über einen einzippbaren Boden, was ebenfalls sehr wichtig ist, um Taschen usw. vor dem nackten Boden zu schützen.

Das Zelt verfügt über eine große Vordertür die entweder geschlossen ist oder mit Fliegengittern zum Lüften genutzt werden kann. Ideal wäre hier noch die Nutzung als Fenster. Die Abdeckung verfügt über Ösen so das sie mit entsprechenden Aufstellstangen als Sonnendach genutzt werden kann. Das ist sicher eine interessante Option und werden wir demnächst mal ausprobieren.
Auch die Eingangstür auf der Seite hat ein Fliegengitter so das Lüften wirklich gut möglich ist. Über dem seitlichen Eingang ist ebenfalls ein kleines Dach so das öffnen, schließen und lüften auch bei leichtem Regen möglich sein dürfte.

Wie hat die Kombination Dachzelt mit Heckzelt funktioniert?

Wir waren unterm Strich begeistert. Für einen kurzen Trip, wie wir ihn gemacht haben, war alles super. Natürlich war das auch dem Wetter geschuldet, aber bei schlechtem Wetter wären wir gar nicht erst gefahren. Der Schlafkomfort war gut. Sowohl Dachzelt als auch Heckzelt können auch bei höheren Temperaturen gut belüftet werden. Der Lebensraum in Verbindung mit dem guten Wetter war ausreichend und wir haben uns arrangiert. Wir müssen auch noch ein wenig an der Ausstattung feilen – das Packen war einfach noch zu großvolumig für das Setup! Aber man muss ja auch noch ziele haben und der Sommer liegt ja noch vor uns!

Wolf-Steffen Schau

Wolf-Steffen Schau

doorout.com

Geprägt durch frühkindliche Campingerfahrung in Zelt und Wohnwagen, dennoch kam der Rückfall spät und überraschend. Hat den Hang, sich in Dinge hinein zu steigern und dabei einen regelrechten Wahn zu entwickeln. Liest seit 3 Jahren durchschnittlich 5 Camping-Fachzeitschriften pro Monat und würde am liebsten alles an den Wohnwagen schrauben, was ihm in den Sinn kommt. Wird hierbei nur vom zulässigen Gesamtgewicht und dem Budget gebremst – aber natürlich von der neuen AL-KO AAA Premium Brake!
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