Testbericht – Berghaus MTN Guide Hyper Alpha Jacket

Testbericht – Berghaus MTN Guide Hyper Alpha Jacket

federleichte Hardshelljacke
Lesezeit: 10 min.Autor: Fabian Bernst

Fast könnte man meinen es handelt sich bei der Berghaus MTN Guide Hyper Alpha Jacket einfach nur um einen weiteren Vertreter im Dschungel der 3-Lagen Jacken.

Das dem jedoch nicht so ist und welches Austattungsdetail daran entscheidenden Anteil hat erfahrt Ihr in diesem Testbericht.

Erster Eindruck, was bietet die MTN Guide Hyper Alpha Jacke?

Zu Beginn beschäftigen wir uns jedoch erstmal mit den klassischen Facts der Jacke.

Dabei fällt schnell auf das ein möglichst geringes Gewicht im Lastenheft von Berghaus an erster Stelle stand. Nicht anders lässt sich erklären das die Guide Alpha Jacket federleichte 226 Gramm auf die Waage bringt. (Herrengröße M)

Aber auch sonst findet man Berghaustypisch eine solide Ausstattung & Verarbeitung vor und so lassen u.a. eine einfach einstellbare Schildkapuze, höher angesetzte Taschenlösung und für diese Gewichtsklasse recht robustes Ripstop Außenmaterial kaum Wünsche offen.

Einige unter Euch werden eine Unterarmbelüftung vermissen, mich persönlich hat dies nicht gestört – sicherlich auch etwas dem wirklich hohen Wasserdampfdurchgangswert von 50.000g/m2/24h geschuldet. Ehrlicherweise passt eine Unterarmbelüftung auch nicht ganz in das Konzept der Jacke, da natürlich die zusätzlichen Reißverschlüsse das Gewicht der Jacke wieder nach oben treiben.

Regendichte Berghaus MTN Guide Hyper Alpha Jacke
Seitenansicht der  Berghaus MTN Guide Hyper Alpha Jacke
Berghauslogo auf dem Ärmel

Aus eigener Erfahrung heraus kann ich aber auch sagen das bei wirklichen Starkregen die angesprochenen Reißverschlüsse am Unterarm nicht nutzbar bzw. nicht zu öffnen sind da sich sonst das Wasser seinen Weg ins Innere sucht und ab einen gewissen niederschlagsfreien Temperaturbereich sollte die Wetterschutzjacke eh im Rucksack verschwinden.

Dennoch habe ich die Jacke spaßeshalber mal eine Stunde lang bei einem Aufstieg getestet, bei ca. 17 Grad, eigentlich nicht wirklich empfehlenswert – dennoch hat die Jacke mich nicht im sprichwörtlich eigenen Saft stehen lassen.

Nun aber Katze aus dem Sack und ab zum bereits erwähnten Highlight der Jacke, wozu man erstmal den Zwei-Wege-Reißverschluss öffnen muss.

Danach entdeckt man sofort ein flauschiges, rotes Futter. Hierbei handelt es sich um POLARTEC ALPHA, einfach ausgedrückt werden hierbei hochflorige Paneele an neuralgisch wichtigen Stellen an der Innenjacke platziert.

Sinn dahinter ist der Jacke eine zusätzliche Isolationsschicht zu verpassen. In der Praxis hat dies sehr gut funktioniert und vermittelte anfangs einen leichten Hauch von Wärme, um dann aber später mit einen guten Feuchtigkeitstransport aufzutrumpfen.  Bei der Wahl der Isolationsschicht für die nächste Tour kann man so getrost auf eine dünnere Lage zurückgreifen, auch dies folgt wieder dem Prinzip der Gewichtsminimierung.

Innenfutter der Berghaus Jacke
flauschig rotes Innenfutter am Ärmelbündchen
seitliche Tasche

Jetzt wird es ernst, was kann die MTN Guide Hyper Alpha Jacke in der Praxis?

Zu mindestens für den Test förderlich war das schlechte Wetter im letzten Urlaub, fürs Gemüt hätten es dann doch ein paar Sonnenstrahlen mehr sein dürfen.

Sei es drum, den Spruch mit dem schlechten Wetter und der falschen Kleidung kennt jeder aber zum Glück erwies sich die Guide Alpha Jacket als die richtige Wahl.

Nach sechseinhalb Stunden monotonen Dauerregen samt Tagesrucksack habe ich mich auf die Suche nach Wassereintritt an dafür bekannten Stellen gemacht, machen wir es kurz – die Jacke ist dicht!  

Auch die Folgetage im Urlaub, sowie auf weiteren folgenden Touren in den Alpen konnte das Können im Regen unter Beweis gestellt werden. Auch bei Touren in heimischen Gefilden hält die Jacke samt der hauseigenen Hydroshell ELITE Membran bis heute, was sie verspricht.

kleines Packmaß der Jacke
die MTN Guide Hyper Alpha Jacke ist ein guter Begleiter auch bei widrigen Bedingungen
Wasserdichte Hardshelljacke

Fazit

Natürlich hat all das auch alles einen gewissen Wert und grundsätzlich ist die Preisgestaltung im Outdoorsegment ja oftmals das Gegenteil dessen eines Metzgers: Alles, was weniger wiegt kostet mehr. Dennoch finde ich das der Preis von 299,95€ (UVP) noch als gerechtfertigt bezeichnet werden kann.

Denn auch Dinge wie der Einsatz von recyceltem Polyester, bluesign zertifizierter Hauptstoffe und den bereits angesprochenen Ausstattungsdetails bringen einen gehörigen Gegenwert zum Kaufpreis mit und machen eine Kaufempfehlung meinerseits leicht.

Etwas schwerer fällt es der Jacke nur, sich in eine Kategorie stecken zu lassen. Für eine klassische Hardshell fehlen der Jacke u.a. noch ein paar Prozente an Robustheit und für anspruchsvolle Alpin-/Hochtouren oder aber das Tragen schwerer Rucksäcke rate ich Euch eher z.B. zur Berghaus MTN Seeker GTX.

Für alles andere aber, wie anspruchsvolle Tageswanderungen, klassische Hüttentouren, Trailrunning oder aber für die nächste Skitour findet Ihr in der Guide Alpha Jacket einen absoluten zuverlässigen Begleiter.

Fabian Bernst

Fabian Bernst

Storemanager by doorout.com

Ob beim Wandern, radeln oder mit dem Zelt – immer irgendwo zwischen Rhön und Karnischen Alpen zu finden.

Draußen richtig anziehen: Das Mehrschicht-Prinzip

Draußen richtig anziehen: Das Mehrschicht-Prinzip

„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“, der Klassiker. Aber im Ernst: Wer bei jedem Wetter draußen unterwegs ist, kommt schnell mal an seine oder ihre Grenzen. Ausziehen, anziehen und wieder von vorn, wer kennt es nicht? Wir erklären Euch, wie man die Kleidung so wählt, dass man auf jedes Wetter vorbereitet ist.

Die drei Schichten

Dass mehrere Lagen übereinander getragen besser funktionieren als eine dicke Lage, ist nichts Neues. Warum dies so ist und wie es am besten funktioniert, wollen wir hier kurz beschreiben.

Das Allwetter- Kleidungssystem besteht im Prinzip aus drei Schichten. Allerdings sind nicht bei jedem Wetter oder jeder Aktivität alle drei Schichten erforderlich.

1.Transport-Schicht (Baselayer)
Sie wird direkt auf der Haut getragen, saugt Schweiß auf und transportiert ihn weiter. Hier bieten die Hersteller Funktionsunterwäsche und Funktionsshirts aus Kunstfaser oder Merinowolle an. 

2.Isolations-Schicht (Midlayer)
Je nach Witterung, Aktivität und persönlichem Kälteempfinden kombiniert man eine oder mehrere isolierende Kleidungsschichten. Von Wanderhemd/-Bluse, Fleece oder Wolljacke bis hin zur Daunenjacke ist hier alles erlaubt, was der Kleiderschrank hergibt. Solange es keine oder nur wenig Baumwolle enthält, da diese den Schweiß nicht nach außen abgibt und somit die Funktionsfähigkeit des Mehrschichtprinzips aushebelt.

3.Wetterschutz-Schicht (Shell)
Die letzte Schicht soll schließlich vor Wind, Regen oder Schnee schützen. Sie isoliert so wenig wie möglich, sodass sie für ein breites Aktivitäts- und Temperaturspektrum geeignet ist. Diese Schicht funktioniert jedoch nur, wenn die darunter liegenden Schichten dampfdurchlässig sind.

 

Das man bei sommerlichen 30° C die 2.und 3. Schicht getrost weglassen kann ist wohl jedem klar. Die Wetterschutz-Schicht muss nicht immer hundertprozentig wasserdicht sein, vor allem bei bewegungsintensiven Aktivitäten, die eine höhere Atmungsaktivität erfordern.

Baumwolle, Wolle oder Kunstfaser?

Im Alltag bevorzugen die meisten von uns Baumwolle. Sie trägt sich angenehm auf der Haut, ist pflegeleicht und geruchsneutral. Der Nachteil: Sie speichert sehr viel Feuchtigkeit und trocknet nur langsam. Sie ist als Outdoormaterial also eher ungeeignet.

Wolle ist nach Meinung vieler Experten das beste Material für Funktionstextilien. Sie kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als Polyester, trocknet dabei aber viel schneller als Baumwolle. Wolle wirkt temperaturregulierend und nimmt keine Gerüche an, im Gegensatz zu Kunstfasern. Besonders beliebt ist hier Merinowolle. Sie stammt vom Merinoschaf und trägt sich besonders weich.

Die meisten Funktionsmaterialien sind aber nach wie vor aus Polyester, bzw. Kunstfaser. Kunstfasern trocknen extrem schnell und sind deutlich pflegeleichter als Wolle. Dafür nehmen sie schnell und stark Gerüche auf.

Wasserdicht, Winddicht, Atmungsaktiv?

Wasserdicht, Winddicht und Atmungsaktiv. Drei Welten oder alles das Selbe?
Ein wasserdichtes Material ist gleichzeitig auch winddicht. Soviel ist schon mal klar. Bei dem Begriff atmungsaktiv müssen wir jedoch etwas genauer hinschauen. Genauer gesagt geht es hier um Wasserdampfdurchlässigkeit.
Wasserdichte Kleidung ist mit einer Membran, beziehungsweise einer Beschichtung versehen, die Wasserdampf-Moleküle passieren lässt. So kann verdampfender Schweiß nach außen entweichen, große Wassertropfen können jedoch nicht nach Innen gelangen. Die Kapazität der Membranen hat natürlich ihre Grenzen. Schwitzen wir mehr, als die Membran nach außen transportieren kann, bleibt Feuchtigkeit auf der Innenseite der Kleidung zurück. Ist dies der Fall, sind wir jedoch eindeutig zu warm angezogen. Das Reduzieren der Isolationsschicht oder das Öffnen der Belüftungsreisverschlüsse behebt dieses Problem.

Softshell oder Hardshell?

Die Wetterschutzschicht muss also nicht hundertprozentig wasserdicht sein, bzw. sollte nicht nur zum Wetter, sondern auch zur Aktivität passen.
Wir haben die Wahl: Hardshell oder Softshell ist hier die Frage. 
Wasserdichte Textilien werden allgemein als Hardshell bezeichnet, nur winddichte hingegen als Softshell. Das ist fast immer richtig. Denn diese Bezeichnung bezieht sich eigentlich erst mal nur auf das Obermaterial.

Hardshell
Ob das Kleidungsstück wasserdicht ist, hängt davon ab, was sich darunter befindet. Die gängigen Textilien aus Nylon oder Polyester können nie hundertprozentig wasserdicht und nur fast winddicht gemacht werden.
Um dies zu erreichen, wird das Obermaterial auf der Innenseite mit einer Membran oder Beschichtung verbunden. Damit das Obermaterial möglichst wenig Feuchtigkeit aufnimmt, werden hier Textilien mit einer möglichst glatten (harten) Oberflächenstruktur verwendet. Dies wird dann als Hardshell bezeichnet.

Softshell
Die Wettererscheinungen, die es auf unser Wohlbefinden abgesehen haben, äußern sich meist in Wind, leichtem Regen und – wenn wir Glück haben – als Schnee.
Die verwendete Kleidung braucht also nicht immer wasserdicht zu sein und das Obermaterial der Textilien muss nicht immer die perfekten Abperleigenschaften haben. Softshelljacken enthalten meist keine Membran, wenn doch, ist diese nicht wasserdicht. Die hier verwendeten Materialien sind weicher (soft) und raschelärmer. Höhere Atmungsaktivität und angenehmeres Trageempfinden sind die Stärken von Softshellbekleidung.

Mehrschichtprinzip bei Hosen

Das Mehrschichtprinzip bei Hosen ist eine etwas kompliziertere Angelegenheit. Es kommt hier zum Einsatz wenn es entweder auf längere Dauer regnet oder/und es bitter kalt wird.
Um sich gegen Kälte zu schützen, kommt grundsätzlich die klassische lange Unterhose zum Einsatz. Die gibt es aus Wolle in unterschiedlichen Stärken und aus Kunstfasern.
Sollte es extrem kalt werden, kann man mit einer isolierenden Unterziehhose mit Daunenfüllung nachdenken. Die sind atmungsaktiv und isolieren in Verbindung mit langer Unterhose und Soft- oder Hardshellhose selbst bei extremsten Witterungen.

Fazit

Schwitzen und Frieren wird sich nie endgültig vermeiden lassen. Das Mehrschichtprinzip trägt dazu bei, diese beiden Faktoren auf ein Minimum zu reduzieren und ermöglicht es, auf verschiedenste Witterungsbedingungen flexibel reagieren zu können.