Ein Höhlenforscher mit Stirnlampe

Der hohe Vogelsberg und die Gegend rund um die historische Stadt Herbstein sind bekannt für außergewöhnlich große und schöne Basaltformationen. Wie der Name vermuten lässt, führt die Felsentour rund um Herbstein und Lanzenhain von einem Basaltfelsen zum nächsten und lässt keine Wünsche offen.
Die eigentlich moosbewachsenen Felsformationen sind im Winter mit Schneehauben besetzt, zeigen sich nun von ihrer ganz besonderen Seite und bilden die Eckpfeiler unserer Wanderung. Die 19 Kilometer lange Tour führt uns auf verträumten Pfaden durch abgelegene Täler und naturbelassene Waldstücke, folgt zugefrorenen Bachläufen und trumpft mit Stille und Abgelegenheit.
Immer wieder laden Bänke und Tische zum Rasten an aussichtsreichen Punkten und tollen Kulissen ein, wie am großen Schalksbachteich, einem der Highlights der Felsentour.

Ein Wintertraum direkt vor der Haustür – los geht`s!

Der Start – Die Qual der Wahl

Der effektivste Startpunkt ist das Kolpingdorf oberhalb des Herbsteiner Kurparks, in unmittelbarer Nähe des Schalksbachteiches. Hier lässt sich kostenfrei Parken und in der Regel ist der Parkplatz kaum belegt, zumindest im Winter.
Wenn wir unser Auto abgestellt haben, müssen wir uns für eine Richtung entscheiden, in die wir die Wanderung starten wollen. Nach rechts folgen mit Kreuzkapelle, Schalksbachteich und der kleinen Freilicht-Gedenkstätte gleich drei der Top-Highlights, die ich mir bis zum Schluss aufbewahren würde. Wir starten also nach links, in den Wald hinein.
Nach wenigen Minuten schon schlänget sich der Pfad entlang hoher Basaltfelsen, auf einer Länge von ca. 100 Metern, Wurzeln krümmen sich auf dem Pfad und können unter einer dicken Schneeschicht zur Stolperfalle werden, zumal die Augen permanent die Konturen der Felsen fixieren.
Einen ersten bleibenden Eindruck gefasst können wir gespannt weiterziehen. Wir wandern noch eine Weile durch den alten Buchenbestand und treten schließlich aus dem Wald hinaus und vor uns tut sich ein weites Tal auf. Wo es im Sommer nach Heu riecht, kriecht uns jetzt ein eisiger Luftzug in die Nase und wir setzen die Tour mit hochgezogenem Kragen fort.

Spurarbeit bis Lanzenhain

Die nächsten Kilometer stapfen wir durch tiefen Schnee über Weide- und Ackerland, nach Lanzenhain und lassen Herbstein links liegen. Die Felsentour ist exzellent beschildert, zum Glück, denn Pfade lassen sich in diesem Gelände nicht mehr erkennen. Hier ein Zaunpfahl mit dem bekannten Vulkanlogo, den nächsten anpeilen und losspuren. Wer es liebt, in absoluter Stille durch eine unberührte Fläche Pulverschnee zu stapfen, wird hier seine Freude haben.
Nach einer Stunde etwa kommen wir auf einen Feldweg und müssen eine Entscheidung treffen, denn hier hat man die Möglichkeit abzukürzen und die sogenannte ,,Kleine Felsentour“ weiterzulaufen. Wer noch Energie hat, sollte unbedingt die sieben Extrakilometer mitnehmen, denn jetzt geht es erst richtig los.

Das Lager unter Tage
Mit Stirnlampe ausgeleuchtete Höhle
kleiner See mit Stalagmiten und Stalaktiten

Diebstein

Wir wandern also nach links auf Feldwegen und betreten, nachdem wir die kleine Holzbrücke über die ,,Alte Hasel“ genommen haben, ein verträumtes Stück Wald. Hier bildet die Felsentour eine kleine Schlaufe und wir stiefeln zwischen versteinerten Lavaströmen umher und verlieren ab und zu den Weg, was nicht weiter tragisch ist, denn hier kann man sich nicht verlaufen und die Richtung ist klar. Wenn man Glück hat und die Sonne sich zeigt, erscheinen hier besonders aufregende Farbnuancen zwischen Schnee, dunklem Basalt, grün-gelb schimmerndem Moos und den alten Buchen und Fichten.
Niemand will hier weg, aber wir müssen weiter, denn die Wintertage sind kurz und der Weg ist noch lang.
Es geht nun quer durch Lanzenhain und in Kaskaden hoch zum Naturschutzgebiet Diebstein, wo, wer hätte das gedacht, wieder drei Basaltriesen nebeneinanderstehen.

Das einsamste Stück

Der Weg von Lanzenhain bis zum Schalksbachteich ist der einsamste der ganzen Tour. Hier begegnet einem definitiv kein Mensch und man ist immer der erste, der sich seinen Weg durch den tiefen Schnee bahnt.
Es geht nun an Wäldern entlang, durch Wälder hindurch und über offenes Land von einem Wald zum nächsten. Als wäre die Welt eingeschlafen, umhüllt einen auf dieser Strecke eine himmlische Ruhe.

Endspurt

Lange sind wir schon unterwegs, die Beine werden schwer, denn die Spurarbeit in knietiefem Schnee ist kraftraubend. Zeit für den Endspurt.
Die Tour wird gekrönt vom Schalksbachteich, einem kleinen See, der still und zugefroren daliegt und mit seinen von Wald gesäumten Ufern und einem bläulich-grauen Farbenspiel eine einmalige Augenweide abgibt. Hier können wir uns Zeit lassen zum Genießen und Fotografieren, denn wir sind fast am Ziel, wir haben Zeit.
Auf den letzten Metern stoßen wir noch auf eine uralte Freilicht-Gedenkstätte und die mittelalterliche Kreuzkapelle mit Friedhof.

Das Lager unter Tage
Mit Stirnlampe ausgeleuchtete Höhle
kleiner See mit Stalagmiten und Stalaktiten

Das Fazit

Eine traumhafte Wintertour, die ich jedem ans Herz legen kann. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind mit Informationsschildern ausgestattet und lassen keine Fragen offen.
Allerdings sollte man gut in Form sein, denn auf 19 Kilometern durch recht tiefen Schnee zu spuren ist kein Spaziergang, kann aber bei gutem Wetter und guter Verfassung eine der schönsten Wandertouren des Vogelsberges sein.

Fotos von Tim Wiegel 

Tim Wiegel

Tim Wiegel

Freelancer bei Doorout.com

Von Kleinauf draußen unterwegs, hat es ihn immer wieder in die verschiedensten Facetten des Outdoor-Sports getrieben. Neben dem Wandern und Bergsteigen ist er dann vor allem bei der Höhlenforschung hängengeblieben. Auf der Suche nach den letzten echten Abenteuern zieht es ihn immer wieder in die verborgene Unterwelt.

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