„Wir waren schon überall in der Rhön. Jetzt weiß ich auch, welcher Weg direkt auf die Große Nalle führt.“ Uli war einer von rund 50 Wanderfreunden, die bei den Wandervorschlägen des Ebersburger Touristikfachwirtes Volker Nowatschka genau hingehört haben. Beim Infoabend des Fuldaer Outdoorspezialisten doorout.com stellte der Dozent für Weiterbildung im Tourismus wenig bekannte Touren durch die Rhön vor und Uschi Griebel von der Bergsportschule erläuterte, was in den Rucksack gehört und was nicht. „Weniger ist mehr“, lautet ihr Credo.

„Lassen Sie das Auto stehen und nutzen Sie den öffentlichen Nahverkehr. Die meisten Ziele in der Rhön sind an den ÖNV angeschlossen. Fahren Sie mit der Rhönbahn nach Gersfeld oder steigen Sie in den Hochrhönbus ein. Ein Hessenticket für fünf Personen von Frankfurt auf die Wasserkuppe kostet z.B. nur 33 Euro“, ist einer der Tipps von Volker Nowatschka. Bei seinen Tourenvorschlägen setzt er auf Erreichbarkeit, herrliche Aussichtspunkte, kulturelle und geologische Besonderheiten und die Rhöner Brotzeit. „Wir müssen uns entschleunigen. Da gehört die Einkehr in urige Gasthöfe, die Rhöner Spezialitäten anbieten, einfach dazu.“ Wer die leckere Knoblauchsauce „Rhönschlamm“ zu den Folienkartoffeln kosten will, muss in der „Kneshecke“ in einer kleinen Waldsiedlung bei Dipperz vorbeischauen.

Gespannt war Wanderprofi Wilfried, was der Touristikfachwirt so an abseits gelegenen Ecken in petto hatte. Das waren die Große Nalle bei Gersfeld mit dem ehemaligen Basaltsteinbruch, der Blick vom Hohe Geis auf den Gersfelder Talkessel und die Hähnchen bei Paula in Sparbrod. Für die 15 Kilometer-Wanderung, die in Schmalnau beginnt, ist festes Schuhwerk Pflicht. „Während der Woche haben viele Gaststätten erst um 17 Uhr auf. Die Gastronomie wird schlechter“, meinte der 71-Jährige. „Der Rhöner ist der Schönste. Dann folgen Heidelstein, Guckaisee, Wasserkuppe.“ Der Wilfried kennt halt die Rhön in- und auswendig. Heike und Friedel meinen, dass die vorgeschlagenen Strecken mit 15 bis 18 Kilometern zu lang seien. „Das Auto weglassen, ist ein guter Ansatz.“ Auch Uli kennt sich aus.

Sein Tipp: der Steinkopf mit dem Panoramablick in die bayerische Rhön. Und Tina fasst zusammen: „Die Highlights sind uns Rhönern bekannt, aber die Zusammenstellung der Strecken ist schön. Ziel bekannt, Kombination neu.“ Dem Thomas hat es der Eisgraben mit dem Wasserfall angetan.

Thomas findet die 2-Tagestour vom Schloss Fasanerie, über die Haunequelle zum Frickenhäuser Weiher spannend. „Ich mache mit Freunden viele 2-Tages-Wanderungen. Die Ausrüstungstipps von Uschi Griebel fand er spitze. „Wir sind als Pfadfinder vorbelastet und betreiben unsere Wanderungen minimalistisch.“

Uschi Griebel ist überzeugt, dass ein Rucksack mit 20 bis 25 Liter Volumen für eine Tageswanderung ausreicht. „Was wirklich in den Rucksack gehört sind Apotheke, Rettungsdecke, Notfallrationen wie Müsliriegel, dünne Regenjacke, Biwaksack, Trinkschlauch und Stirnlampe.“ Wer in der Rhön am Tag mehr als vier bis fünf Kilo schleppt, nehme sich die Freude am Wandern.“ Die Faustformel lautet: maximal 20 Prozent des Eigengewichts. Bei Mehrtageswanderungen sollte bei zwölf Kilo Schluss ein. Danach werde es unangenehm und sorgt für einen verspannten Nacken. „Nur nicht einseitig packen. Und alles wasserdicht. Der Schwerpunkt sollte nah auf Schulterhöhe liegen.“

Auf Schusters Rappen trägt der richte Schuh einiges zum Wohlbefinden bei. Bergstiefel in der Rhön machen wenig Sinn. Was da benötigt wird, ist ein halbhoher, wasserdichter Schuh mit fester Sohle. Trekkingschuhe geben natürlich mehr Halt im unwegsamen Gelände, sind aber schwerer.“ Ein weiteres Kriterium sei es, dass der Schuh gut passe. „Reinschlüpfen und wohlführen. Kaufen Sie nur Schuhe, wenn sie Zeit dazu haben. Und nicht morgens nach dem Aufstehen. Denken Sie an die passende Wandersocke. Und wenn es scheuert, sofort handeln. Wenn eine Blase Flüssigkeit gezogen hat, mit zwei Löchern aufstoßen, aber die Haut drüber lassen. Dann hilft auch das Pflaster.“

Damit hatte bei dem Vortrag niemand gerechnet: Die Bergsportlerin empfiehlt Wanderstöcke. „Die sind im alpinen Gelände nicht mehr wegzudenken. Sie unterstützen die Balance, entlasten Wirbelsäule und Kniegelenke. Das ist Training für den ganzen Körper“. Uschi Griebel war es schon klar, dass so mancher männliche Zuhörer hier diskret weg hört. „Wichtig sind Handschlaufe und Griff. Und die richtige Länge. Bergab darf es ein wenig länger sein.“

Doorout.com-Geschäftsführer Martin Küppers war froh, dass die beiden Experten richtig gute Tipps parat hatten und lud die Gäste zur individuellen Beratung mit dem Doorout-Fachteam ein. Da gab es Lob von Christa für einen gelungenen Abend. „Was habe ich bei meinen bisherigen Wanderungen alles so falsch gemacht. Heute habe ich einen neuen Bezug zu meinem Hobby gefunden. Und die Touren von Volker Nowatschka laufe ich ganz bestimmt nach!“